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Cyber-Grooming – Wie kann ich das Thema im Unterricht behandeln?

Lehrende Problematische Inhalte

Cyber-Grooming ist ein heikles Thema, dessen Thematisierung im Unterricht eine Herausforderung darstellen kann. Wir geben Tipps, wie Sie dieses wichtige Thema dennoch bearbeiten können.

Cyber-Grooming gemeinsam definieren

Bei „Cyber-Grooming“ handelt es sich um eine Straftat (§208a StGB), bei der sich (meist) männliche Erwachsene das Vertrauen von Kindern und Jugendlichen über das Internet erschleichen – mit dem Ziel der sexuellen Belästigung oder des sexuellen Missbrauchs. Die Täter kontaktieren ihre Opfer über Soziale Medien oder über die Chat-Funktion von digitalen Spielen oder Gaming-Portalen und geben sich als gleichaltrige Person aus. Manchmal behaupten die Täter auch, dass sie Modelagenten oder Profi-Gamer sind, die den Kindern und Jugendlichen zu Erfolg verhelfen wollen. Nach einigen harmlosen Chat-Nachrichten versuchen die Täter an Bilder von ihren Opfern zu kommen (zu Beginn noch „normale“ Bilder, später Nacktfotos) oder ein privates Treffen auszumachen.

Mit dieser kurzen Definition von Cyber-Grooming können Sie einen Austausch in der Klasse starten, um den Begriff „Cyber-Grooming“ genauer zu erklären und um weitere Strategien der „Groomer“ gemeinsam aufzudecken. Folgende Fragen können dafür hilfreich sein:

  • Was steckt hinter den Begriff Cyber-Grooming? Übersetzen Sie das Wort gemeinsam ins Deutsche und diskutieren Sie, wieso dieser Begriff verwendet wird. Das Wort „to groom“ kann vieles bedeuten, eine Übersetzung ist zum Beispiel „jemanden auf etwas vorbereiten“ oder „pflegen“. Was könnte das in diesem Kontext bedeuten?
  • Wer hat Erfahrungen mit problematischen Chats gemacht? Wer kennt jemanden, die oder der Erfahrung damit gemacht hat? Besprechen Sie eigene Erfahrungen der SchülerInnen mit Cyber-Grooming. Je nach Klasse kann es sinnvoll sein, diese Fragen mittels einer analogen oder digitalen Box (bspw. ein Schuhkarton oder eine digitale Pinnwand) zu behandeln. So können die SchülerInnen ihre Erfahrungen, aber auch Fragen zu dem Thema anonym stellen.

Cyber-Grooming durch Beispiele erkennen

Im Internet finden Sie zahlreiche Beispiele von Cyber-Grooming. Anhand dieser können Sie mit der Klasse diskutieren, ob und wie Cyber-Grooming erkannt werden kann. Auf handysektor.de oder auf juuuport.de finden Sie Chat-Beispiele, die Cyber-Grooming und die Strategien dahinter veranschaulichen. Nutzen Sie diese oder ähnliche Chats, um gemeinsam die Strategien der Täter zu entlarven.


Klassenplakat „Warnsignale erkennen“

Eine weitere Möglichkeit, um Cyber-Grooming zu erkennen, ist das Sammeln von Alarmsignalen. Unsere KollegInnen von klicksafe.de haben dazu ein Plakat erstellt, das Warnsignale im Chat aufzeigt. Hängen Sie das Plakat in der Klasse auf, diskutieren Sie darüber und erstellen Sie darauf aufbauend gemeinsam ein eigenes Klassenplakat. Dabei können Sie sowohl eigene Alarmsignale definieren, die auf dem Plakat nicht angesprochen werden oder weitere Beispiele für die genannten Warnsignale erarbeiten.

Alternativ können Sie auch mehrere Arbeitsgruppen und Plakate erstellen. Jede Arbeitsgruppe kann dabei eine andere Frage beantworten, zum Beispiel:

  • Wie können wir Cyber-Grooming erkennen?
  • Wie reagieren wir am besten, wenn wir Erfahrungen mit Cyber-Grooming machen?
  • Wie können wir uns vor Cyber-Grooming schützen?

Dokumentarfilm „Gefangen im Netz“

Der Dokumentarfilm „Gefangen im Netz“ von Vít Klusák und Barbora Chalupová zeigt sehr eindrücklich, die Gefahren von Cyber-Grooming auf. Dafür haben die FilmemacherInnen den Verlauf eines dokumentarischen Experiments gefilmt: Drei jung aussehende Schauspielerinnen geben sich auf gängigen Sozialen Medien als 12-jährige Mädchen aus. Innerhalb von zehn Tagen melden sich 2.458 Männer mit sexuellen Absichten bei den vermeintlichen Mädchen. Obwohl die Männer von den Schauspielerinnen immer wieder darauf hingewiesen werden, dass sie erst 12 Jahre alt sind, kommt es sogar zu persönlichen Treffen. Dieser ganze Prozess wurde gefilmt und sowohl von den Schauspielerinnen als auch von ExpertInnen reflektiert.

Der Film ist nicht leicht zu verdauen, allerdings sehr lehrreich, wenn es um die Frage geht, wie Täter vorgehen. Neben der normalen Fassung gibt es auch eine Schulfassung, in der explizite Szenen rausgeschnitten wurden (Altersfreigabe ab 12 Jahren). Zusätzlich dazu stellen die FilmemacherInnen begleitendes Unterrichtsmaterial zur Verfügung, das gemeinsam mit einer Pädagogin erarbeitet wurde. Dieses soll Lehrenden dabei helfen, das gemeinsame Filmerlebnis vor- und nachzubereiten.

Auf der Webseite gefangenimnetz.de können Sie eine Schulversion des Films anfordern.

Übungen zur Thematisierung von Cyber-Grooming

Im Handbuch für PädagogInnen: Sex und Gewalt in digitalen Medien finden Sie weitere wichtige Informationen zum Thema Cyber-Grooming sowie Übungen, die im Unterricht umgesetzt werden können. Vor allem folgende Übungen aus dem Handbuch empfehlen wir, um das Thema Cyber-Grooming anzusprechen:

  • Übung 5 „Nein!“: Die SchülerInnen üben das Nein-Sagen und erkennen, in welchen Situationen sie Schwierigkeiten mit dem Nein-Sagen haben.
  • Übung 16 „Liebe oder Nicht-Liebe?“: Die SchülerInnen lernen Unterschiede und Grenzen zwischen Liebe und Missbrauch bzw. Übergriffe zu verstehen.
  • Übung 17 „Was darf sein? Wo sind die Grenzen?“: Die SchülerInnen erkennen und reflektieren die Grenzen zwischen Erlaubtem und Nicht-Erlaubtem.
  • Übung 18 „Fake-Userinnen im Internet entlarven“: Die SchülerInnen können die Identität von fremden Personen beurteilen und lernen die richtigen Fragen zu formulieren, um Fakes zu entlarven.
  • Übung 19 „Opfer von sexueller Gewalt werden“: Die SchülerInnen lernen zu verstehen, wieso jemand Opfer von sexueller Gewalt werden kann und wie sie ihr eigenes Gefahrenpotential einschätzen können.

Weitere Übungen finden Sie auf der Methoden-Plattform Peerbox.at.