Cyber-Mobbing indirekt thematisieren
Mobbing resultiert sehr oft aus einem schlechten Klassenklima. Gehen Sie also präventiv gegen Cyber-Mobbing vor, indem Sie den Klassenzusammenhalt fördern und eine positive Atmosphäre schaffen. Arbeiten Sie mit Ihrer Klasse gemeinsam daran, das Klassenklima zu verbessern und dadurch den Lernerfolg zu steigern. Wir zeigen Ihnen einfache Übungen, die Sie im Präsenzunterricht, aber auch im Distance Learning einbauen können.
Planen Sie für die Übungen jeweils eine Unterrichtseinheit ein. Alternativ können Sie diese auch als Auflockerungsübungen für zwischendurch nutzen.
Unsere Klasse ist toll, weil...
Jede Klasse ist einzigartig. Für Sie als Lehrperson ist die Gruppendynamik meist nach kurzer Zeit spürbar. SchülerInnen nehmen die Grundstimmung in der Klasse nicht unbedingt wahr bzw. fällt es ihnen schwer, Verbesserungspotenziale zu erkennen. Daher kann es hilfreich sein, gemeinsam an der Wahrnehmung der Klasse zu arbeiten und das Klassenklima zu reflektieren. Erarbeiten Sie, warum die Klasse toll ist, und was optimiert werden könnte.
Stellen Sie Ihrer Klasse dafür folgende Fragen:
- Was zeichnet uns aus?
- Worin unterscheiden wir uns von anderen Klassen?
- Was könnten wir im Umgang miteinander verbessern?
- Was wünsche ich mir für unsere Klasse?
- Wie fühle ich mich in unserer Klasse?
Klassenzimmer-Variante
Jede Person bekommt einen A4 Zettel. Lesen Sie eine der Fragen laut vor. Jede Person antwortet nun mit einer Idee und schreibt diese ganz oben auf das Blatt. Das Blatt wird nun weitergegeben. Die nächste Person ergänzt eine Idee und faltet das Blatt so, dass die vorherige Aussage verdeckt wird. Es darf immer nur die letzte Aussage sichtbar bleiben. Das Blatt sollte ca. zehnmal weitergereicht werden. Zum Schluss wird das Blatt aufgefaltet und die SchülerInnen lesen einige Gründe vor und diskutieren die Statements. Die Übung kann mit jeder beliebigen Frage fortgesetzt werden.
Online-Variante
Legen Sie ein Padlet mit den vorgefertigten Fragen an und geben Sie den SchülerInnen ca. eine halbe Stunde Zeit, um Antworten zu posten. Stellen Sie ein, dass Antworten anonym gepostet werden können und moderieren Sie die Entstehung der digitalen Pinnwand. Diskutieren und reflektieren Sie im Anschluss die Statements und leiten Sie daraus gemeinsam Lösungen ab.
Die Schatzkiste
Ehrliche Komplimente machen, konstruktives Feedback geben oder jemanden zu loben ist nicht einfach. Mit der Übung „Schatzkiste“ lernen Kinder und Jugendliche, wie sie Komplimente geben und entgegennehmen. Ziel ist es, den KlassenkameradInnen ein positives Kompliment zu machen. Die SchülerInnen lernen dabei, auch in Personen, die sie nicht mögen, positive Eigenschaften zu erkennen.
Als Vorbereitung ist es hilfreich, Anregungen und Tipps für Komplimente zu geben: „An dir mag ich besonders…“, „Ich finde gut, dass…“ etc. Diskutieren Sie auch, wofür man ein Kompliment machen kann (Leistungen, Fähigkeiten, Eigenschaften, Aktivitäten usw.). Vorab wertschätzende Eigenschaftswörter zu sammeln kann ebenfalls anregend sein. Alternativ kann die Übung als Wortbild z. B. mit dem Vornamen oder Initialen gespielt werden.
Achtung: Die Übung ist für Klassen mit vielen ungelösten Konflikten ungeeignet!
Klassenzimmer-Variante
Jede Person stellt eine Schatzkiste (Behälter, Kuvert) bereit. Darin werden von den KlassenkameradInnen Komplimente gesammelt. Als nächstes teilen Sie die Klasse in Kleingruppen (5-7 Personen). Achten Sie darauf, dass die Gruppen zufällig zusammengestellt und Klassencliquen durchmischt werden. In den Kleingruppen werden untereinander Komplimente verteilt. Sobald alle Komplimente verteilt sind, wird die Schatzkiste geöffnet und gemeinsam reflektiert, welche Rückmeldungen hilfreich, unerwartet und besonders erfreulich sind.
Online-Variante
Teilen Sie zunächst die Klasse in Gruppen (5-7 Personen). Achten Sie darauf, dass die Gruppen zufällig zusammengestellt und Klassencliquen durchmischt werden. Legen Sie für jede Gruppe ein eigenes Padlet mit den Namen der Gruppenmitglieder an. Diese Padlets stellen sie der jeweiligen Gruppe zur Verfügung. Nun werden in den Online-Gruppen mithilfe der Padlets untereinander Komplimente vergeben. Jede Person sollte dann von jedem Gruppenmitglied mindestens ein Kompliment erhalten. Nachdem die Komplimente gelesen und verarbeitet wurden, sollten die SchülerInnen sich über die Komplimente austauschen. Welche Rückmeldungen sind besonders erfreulich, unerwartet oder hilfreich?
Tipp: Im Padlet gibt es unterschiedliche Moderationsmöglichkeiten und Einstellungen, die vorab getätigt werden können. Passen Sie diese an die jeweilige Klassensituation an!
Hilfe Störenfried – was tun?
In jeder Klasse gibt es Personen, die stören, andere nerven oder negativ auffallen. Was kann man dagegen tun? In dieser Übung konzentrieren sich die SchülerInnen auf den Störenfried. Die SchülerInnen nehmen an, dass es für das Verhalten der Störenfriede bestimmte Gründe gibt: Störenfriede sind auf der Suche nach Aufmerksamkeit oder in ihrem Verhalten unsicher. Ziel der Übung ist es, die Handlungen der Störenfriede als Hilferuf zu betrachten und gemeinsam herauszufinden, wie man die Situation verbessern und die Person unterstützen könnte. Folgende Situationen können diskutiert werden:
- Ada macht immer gemeine Bemerkungen im Chat, wenn Bela sprechen soll.
- Lena organisiert eine Störaktion, als Dudu ein Referat halten soll.
- Ercan macht dauernd Screenshots von Personen und verschickt sie als Sticker.
- Fabsi beschimpft während dem Unterricht einzelne Personen im direkten Chat.
- Ganti lenkt ständig mit Einladungen zu Online-Spielen ab, damit Halva nie aufpassen und im Unterricht mitmachen kann.
- Helga dreht Chris immer das Mikrofon ab, damit dieser nicht mitsprechen kann.
Klassenzimmer-Variante
In 4er-Gruppen überlegen sich die SchülerInnen Lösungen zu den einzelnen Situationen und diskutieren, wie sie der Person helfen könnten. Die erarbeiteten Ideen werden auf einem Plakat festgehalten und anschließend vorgestellt.
Online-Variante
Die SchülerInnen sammeln in Kleingruppen (Break-out-Sessions) für eine bestimmte Situation Lösungen und Unterstützungsmöglichkeiten. Die Situationen können selbstverständlich mehrfach vergeben werden. Die Ideen können beispielsweise in einem Padlet, einem Word-Dokument oder in einer PowerPoint-Präsentation gesammelt werden. Die Ergebnisse werden im Anschluss der gesamten Klasse vorgestellt und diskutiert.
Hilf uns Lehrenden: Tipps gegen Cyber-Mobbing
In dieser Übung erarbeiten die SchülerInnen in Kleingruppen Tipps für Lehrende. Die Aufgabenstellung dabei lautet: Was können Lehrende tun, damit es nicht zu Cyber-Mobbing kommt? Als Informationsquelle kann Saferinternet.at herangezogen werden.
Klassenzimmer-Variante
Die SchülerInnen gehen in Kleingruppen (4-6 Personen) zusammen und diskutieren gemeinsam Tipps, wie Lehrende Cyber-Mobbing verhindern können. Sie überlegen dabei, was für sie in ihrer konkreten Situation hilfreich wäre.
Die Tipps (mindestens 3!) werden auf einem Blatt Papier oder Plakat notiert und erklärt. Abschließend werden diese der Klasse vorgestellt. Nehmen Sie die Tipps ernst und sammeln Sie sie für die eigene Weiterbildung ein.
Online-Variante
Die SchülerInnen sammeln in Kleingruppen (4-6 Personen) Ideen, wie Lehrende Cyber-Mobbing an ihrer Schule verhindern können. Diese Tipps (mindestens 3!) werden in einer PowerPoint-Folie gesammelt, begründet und erklärt. Die Präsentationen werden abschließend vor der Klasse präsentiert und direkt an die Lehrperson gesendet.
Unsere WhatsApp-Regeln
WhatsApp ist ein zentraler Ort für Cyber-Mobbing. Im beliebten Messenger kann Cyber-Mobbing unterschiedliche Formen annehmen: beleidigende oder bedrohende Nachrichten in Einzel- oder Gruppenchats, ignoriert oder von Klassen-Gruppen ausgeschlossen werden oder mit peinlichen Fotos oder Memes in Gruppen bloßgestellt werden. Beugen Sie Cyber-Mobbing vor und fördern Sie ein angenehmes Miteinander in WhatsApp-Gruppen. Stellen Sie gemeinsam Regeln für die Online-Kommunikation in WhatsApp auf!
Besprechen Sie zunächst, was Ihre SchülerInnen an WhatsApp-Gruppen mögen, aber auch nervig finden und welche positiven oder negativen Erfahrungen sie bereits gemacht haben.
Im Folgenden finden Sie Anregungen, was WhatsApp-Regeln beinhalten können:
- Themen: Über welche Themen wird in der Gruppe geschrieben?
- Kommunikation: Wie kommunizieren wir miteinander?
- Medien: Sind Videos, Memes, Sprachnachrichten etc. erlaubt?
- Ausdruck & Rechtschreibung: Wie drücken wir uns aus?
- Schutz der Privatsphäre: Wie schützen wir unsere Privatsphäre? Welche Informationen werden nicht preisgegeben?
- Ruhezeiten: Zu welcher Uhrzeit darf (nicht) geschrieben werden?
- Recht am eigenen Bild: Welche Fotos dürfen wir (nicht) in die Gruppe stellen?
- Verwaltung: Wer ist Gruppenadmin und welche Aufgaben sind dabei zu erfüllen?
- Regelbruch: Was tun wir, wenn jemand die Regeln bricht?
- Streit: Wie gehen wir mit Konflikten um?
Klassenzimmer-Variante
Sammeln Sie gemeinsam Ideen für WhatsApp-Regeln und fassen Sie diese auf einem Plakat, einer Tafel oder einem Whiteboard zusammen. Geben Sie Anregungen, was auf WhatsApp geregelt werden könnte.
Nach dem Brainstorming entscheiden Sie gemeinsam, welche Ideen endgültig in das Regelwerk aufgenommen werden, indem die SchülerInnen diese bewerten. Jede Person kann dafür insgesamt 3 Punkte vergeben. Dadurch wird ersichtlich, welche Regeln besonders sinnvoll und wichtig sind. Zum Schluss werden die Regeln sorgfältig auf ein Plakat übertragen. Dieses wird sichtbar in der Klasse aufgehängt.
Online-Variante
Sammeln Sie mit Ihrer Klasse im Chat Ideen für WhatsApp-Regeln. Moderieren Sie diesen Prozess, indem Sie immer wieder Anregungen geben, was geregelt werden kann. Diskutieren Sie im Anschluss welche Regeln wichtig und sinnvoll sind. Diese Auswahl wird sorgfältig in einem Dokument zusammengefasst. Dieses sollte dann auch im Klassenzimmer aufgehängt oder anderweitig zugänglich werden.
Mich selbst organisieren
Alle Termine im Kopf? Alle Unterlagen beisammen? Bestens vorbereitet für den Test? Wahrscheinlich nicht immer. Diese Übung beschäftigt sich mit der Selbstorganisation der SchülerInnen. Ziel ist es, die eigenen Organisations- und Lernmethoden zu reflektieren und sich von den Methoden der MitschülerInnen inspirieren zu lassen. Das hilft den SchülerInnen auch im Fall, dass sie von anderen SchülerInnen von wichtigen Informationen ausgeschlossen werden. Folgende Diskussionsfragen können herangezogen werden:
- Wie verschaffst du dir einen Überblick über deine Termine?
- Woher bekommst du wichtige Infos zu Tests und Schularbeiten? Wie könnten alle davon profitieren?
- Wie lernst du für die Mathematik Schularbeit?
- Verwendest du Apps, um dich zu organisieren? Wenn ja, welche und was sind die Vorteile?
- Wie lernst du Vokabeln?
- Wie merkst du dir Hausübungen?
- Wie teilst du dir Lern- und Freizeit sinnvoll ein?
- Wie wirst du nicht von deinem Smartphone abgelenkt?
- Welche Rituale hast du beim Lernen? Was kannst du empfehlen?
- Wie lernst du am besten?
- Wie schaffst du Ordnung in deinen Unterlagen?
Das Ergebnis sollte ein übersichtlicher Leitfaden sein, der alle Fragen mit mindestens 3 Tipps und Empfehlungen beantwortet. Wichtig: Links zu Apps, hilfreichen Videos oder Webseiten unbedingt digital sammeln.
Klassenzimmer-Variante
Die Diskussionsfragen werden in Kleingruppen (3-5 Personen) besprochen und Erfahrungen ausgetauscht. Achten Sie darauf, dass die Fragen gleichmäßig unter den Gruppen verteilt werden. Die Gruppen erarbeiten für jede Frage mindestens 3 Tipps, Ideen oder Anregungen und fassen diese auf einem Plakat oder ggf. digital in einer PowerPoint-Präsentation zusammen. Nach einer bestimmten Bearbeitungszeit werden die Ergebnisse präsentiert. Die Ergebnisse sollten für die gesamte Klasse zur Verfügung gestellt werden.
Online-Variante
Die SchülerInnen diskutieren die Fragen in Breakout-Sessions von 3-5 Personen. Achten Sie darauf, dass die Fragen gleichmäßig verteilt werden. Im Online-Gruppenraum werden Erfahrungen ausgetauscht und daraus Tipps, Ideen oder Anregungen abgeleitet. Diese werden sorgfältig in ein Präsentationstool (z. B. PowerPoint) übertragen und der gesamten Klasse präsentiert. Die Ergebnisse sollten für die gesamte Klasse zur Verfügung gestellt werden.
Was ist Spaß, was ist Ernst?
Es mag lustig erscheinen, peinliche Fotos von anderen in eine WhatsApp-Gruppe zu stellen oder sich beim Online-Spiel im Scherz zu beschimpfen. Wo ist aber die Grenze zwischen Spaß und Ernst? Das nimmt jeder Mensch unterschiedlich wahr. Vor allem in der Online-Kommunikation fällt eine Unterscheidung besonders schwer. Ziel dieser Aufgabe ist es, Beispiele zu sammeln und gemeinsam zu ergründen, wo die Grenze zwischen Spaß und Ernst überschritten wird. Was findest du nicht mehr lustig? Was geht zu weit? Hast du bereits eigene Erfahrungen oder Beobachtungen gemacht? Beispiele und eigene Erfahrungen werden diskutiert und zum Schluss vorgestellt. Falls es sich um reale Fallbeispiele handelt, ist es wichtig die Namen der Betroffenen geheim zu halten.
Klassenzimmer-Variante
In Kleingruppen werden Beispiele, Erfahrungen und mögliche Lösungen diskutiert. Die Ergebnisse werden anschaulich dargestellt und der Klasse präsentiert.
Online-Variante
Die SchülerInnen diskutieren Beispiele, Erfahrungen und mögliche Lösungsansätze in Break-out-Sessions. In einer anschaulichen Präsentation werden die Ergebnisse dargestellt und der Klasse vorgestellt.
Hier finden Sie Infos und Tipps zum gemeinsamen Arbeiten mittels Padlet!