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Mit Peers gegen Cyber-Mobbing!

Lehrende Jugendliche Cybermobbing

Geht es um das Thema Cyber-Mobbing, so wird in Studien immer wieder angemerkt, dass Gleichaltrige hier besonders hilfreich sein können. Doch wie können Schulen Peers sinnvoll einbinden?

Cyber-Mobbing als anerkanntes Problem an Schulen

Cyber-Mobbing, also das Mobbing in der Online-Welt, ist eine Herausforderung, mit der Schulen immer wieder zu kämpfen haben. Während Schulen früher – aus Angst um ihren eigenen Ruf – oft versucht haben, das Thema totzuschweigen oder zu vertuschen, wissen Schulleiter/innen heute: Offen gegen Cyber-Mobbing vorzugehen ist ein Qualitätszeichen der Schule! Sowohl Prävention als auch Intervention bekommen an Schulen einen immer höheren Stellenwert. Nicht selten wird hier mit sog. Peers gearbeitet: Die in etwa gleichaltrigen Expert/innen werden oft als besonders glaubwürdig und kompetent eingeschätzt, wenn es um Probleme rund um digitale Medien geht. Sie bemerken zudem meist schneller, wenn online Konflikte und Probleme auftreten.


Die Rolle von Peers im Kampf gegen Cyber-Mobbing

Die Idee, gemeinsam mit gleichaltrigen Expert/innen gegen Schulprobleme vorzugehen, ist vielversprechend. Schließlich sind sie näher an ihren Mitschüler/innen dran als jeder andere. Für die Arbeit gegen Cyber-Mobbing haben sich bislang zwei verallgemeinerbare Rollen der Peers etabliert (von denen es natürlich auch Mischformen geben kann): streitschlichtende Peers und EDV-Profis.

  1. Die Streitschlichtenden

    Peers, die als Streitschlichter/innen in Cyber-Mobbing-Fragen auftreten, sind in vielen Fällen klassische Peer-Mediator/innen, die sich ergänzend zu regulären Konflikten auch der Online-Welt annehmen. Manchmal aus eigenem Antrieb heraus, manchmal mit Unterstützung und Ausbildung durch ein eigenes Support-System. Sie besitzen vielseitige Kompetenzen: von Gesprächsführung über Konfliktmanagement bis hin zu Gruppenleitung und anderen Soft Skills.  

  2. Die EDV-Profis

    Peers, die als EDV-Profis auftreten, sind vor allem auf Fragen rund um digitale Medien und die technische Infrastruktur vorbereitet und somit Ansprechperson für diverse Probleme: von Privatsphäre-Einstellungen am Handy bis hin zum Beamer, der in der Klasse Faxen macht. Sie verfügen meist über eine zusätzliche Ausbildung im EDV-Bereich.

In aller Regel sind zur Bewältigung eines Cyber-Mobbing-Falls beide Kompetenzen gleichermaßen gefragt: Es ist einerseits wichtig, Konflikte richtig einschätzen und bearbeiten zu können, andererseits braucht es das entsprechende Know-how, um online (u. a. auf den Plattformen selbst) kompetent gegen Mobbing vorgehen zu können. Nicht zuletzt braucht es das Wissen, welche Maßnahmen zu welchem Zeitpunkt hilfreich sein können.

Beispiel für eine erfolgreiche Peer-Mediation am ibc Hetzendorf.


Basis für die Zusammenarbeit mit Peers

  • Der Schulschwerpunkt. Grundlage für eine funktionierende Zusammenarbeit ist das Engagement der Schule: „Ja, wir setzen Maßnahmen gegen Cyber-Mobbing! Eine davon ist der Einsatz von Peers!“. Das bedingt auch die Bereitstellung von Ressourcen, den Rückhalt der Schulleitung und das entsprechend wertschätzende Schulklima gegenüber den potenziellen Peers.
  • Das Lehrenden-Team. Ohne begleitende Lehrpersonen ist es kaum möglich, eine funktionierende Peer-Gruppe zu etablieren und zu erhalten. Es braucht Lehrende, die:
    • den organisatorischen Rahmen setzen.
    • die Ausbildung im Bereich Social Skills und Konflikte organisieren und durchführen.
    • im Bereich der EDV als Ansprechpersonen dienen können.
    • die Peers als Coaches begleiten und die Bearbeitung von Cyber-Mobbing-Konflikten übernehmen können.
       
  • Die Organisation. Peers und unterstützende Lehrpersonen brauchen Anerkennung, Abgeltung und zeitliche Ressourcen, um diese Tätigkeiten durchführen zu können:
    • Freifach oder Wahlfach: für den Austausch zwischen Schüler/innen und Lehrenden und die Weiterbildung;
    • Durchführung von zeitlich begrenzten Projekten, wie Schulungen oder Kampagnen zur Bewusstseinsbildung in der Schule

Auswahl neuer Peers

Nicht nur zu Beginn stellt sich die Frage, wie neue Peers ausgewählt werden können. Welche Fähigkeiten sind notwendig und wer entscheidet? Eines vorweg: Egal welcher Weg gewählt wird, wichtig ist die Freiwilligkeit aller beteiligten Personen. Möchte man Peers gegen Cyber-Mobbing einsetzen, so müssen diese in der digitalen Welt auch tatsächlich aktiv sein, sonst sind sie für andere Schüler/innen nicht glaubwürdig. Sie brauchen Erfahrung und eine gewisse Nutzungshäufigkeit. Vielleicht sind gerade die schlimmsten Schüler/innen (was die Handynutzung betriff) die besten Peers?

  • Lehrende treffen die Auswahl:
    + höhere Verbindlichkeit der Peers
    - es könnten Peers ausgewählt werden, die wenig Anerkennung unter den Schüler/innen haben (z. B. „die Braven“, die selbst wenig im Internet aktiv sind)

  • Aktive Peers rekrutieren selbst ihre Nachfolger/innen:
    + höhere Akzeptanz unter den Gleichaltrigen
    - geringere Verbindlichkeit


Ausbildung der Peers

Für den Einsatz von Peers als Mediator/innen an der eigenen Schule haben sich bereits einige Ausbildungsinhalte bewährt. Diese und zusätzliche technische Kompetenzen sind auch für die Arbeit gegen Cyber-Mobbing anzuraten.

Soft Skills

  • Kommunikation und Gesprächsführung

  • Gruppenprozesse und Selbsterfahrung

  • Mediation und Analyse von Situationen

Technische Kompetenzen

  • Funktionsweise von Sozialen Netzwerken und anderen Plattformen:
    • Welche Netzwerke werden derzeit am meisten genutzt?
    • Welche weiteren Plattformen sind relevant (z. B. Spieleseiten, Videoplattformen)?
    • Wo treten häufig Konflikte auf, welche Probleme gibt es?
  • Grundlegende Fähigkeiten, um sich in der Online-Welt ein Bild über auftretende Konflikte machen zu können:

    • Wo überall finden Konflikte statt?

    • Wer könnte dahinterstehen?

    • Welche Personen sind betroffen?

  • Kenntnisse über allgemeine Risiken für Kinder und Jugendliche im Internet:

    • Informationskompetenz

    • Exzessive Nutzung

    • Verletzung der Privatsphäre

    • Internet-Betrug

    • Erpressung

    • Sexualität im Internet

  • Kenntnisse über Maßnahmen im Anlassfall:

    • Erstellen von Beweismitteln

    • Melden und Blockieren

  • Kenntnisse über Präventionsmaßnahmen:

    • Einstellungen in Sozialen Netzwerken zum Schutz der Privatsphäre

    • Risiken von Online-Bekanntschaften


Grenzen der Peer-Arbeit – wo sind Lehrende gefragt?

Wichtig bei der Arbeit mit Peers ist, dass diese nicht überfordert werden! Sie sind zwar die Erstansprechpersonen für ihre Mitschüler/innen aber letztendlich sind sie nicht diejenigen, die eskalierende Fälle lösen können. Dazu braucht es Lehrende und andere engagierte Erwachsene. Zentral ist daher, dass Peers wissen, ab welchem Punkt sie Fälle an ihre Lehrenden übergeben müssen.


Fazit

Peers in die Prävention und Auflösung von Cyber-Mobbing einzubinden ist ein logischer und praxiserprobter Schritt. Dazu braucht es einen guten organisatorischen Rahmen und eine regelmäßige Weiterbildung von Peers und deren begleitenden Coaches/Lehrenden sowie klare Spielregeln, wie im Anlassfall zu reagieren ist. Die Peers sind dabei unbedingt vor Überforderung zu schützen. Die Arbeit mit Peers ermöglicht ein besseres Klassen- und damit auch Lernklima für alle Beteiligten.