Stopline verzeichnet Höchstwert an Meldungen seit Bestehen
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Die Meldestelle gegen sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger und nationalsozialistische Wiederbetätigung im Internet bleibt zentrale Anlaufstelle.
Rekordzahl an Meldungen
Wie aus dem aktuellen Stopline Jahresbericht hervorgeht, wurden 2024 insgesamt 89.908 Verdachtsfälle von sexuellen Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger und nationalsozialistischer Wiederbetätigung im Internet an Stopline gemeldet. Im Vergleich zu 2023 (33.349 Meldungen) ist das ein gravierender Anstieg von rund 170 Prozent.
Aus technischer Unzugänglichkeit oder weil die Beiträge von anderen Stellen bereits entfernt wurden, konnten 65.980 gemeldete Fälle nicht vollständig bearbeitet werden. Knapp 24.000 Fälle wurden von Stopline analysiert und davon 11.262 als illegal eingestuft. Das entspricht 47 Prozent und stellt somit eine deutliche Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren dar (2023: 33 Prozent). 99 Prozent dieser Fälle beinhalten sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger. In 93 Fällen bestand außerdem ein Zusammenhang mit nationalsozialistischer Wiederbetätigung.
2.480 Meldungen durch britische Partner-Hotline
Ein Grund für die hohe Anzahl der Meldungen, ist die Zusammenarbeit mit der Partner-Hotline Internet Watch Foundation (IWF). Die britischen Kolleg:innen haben im Februar 2.480 Meldungen zu einem einzigen Fall an Stopline übergeben, da der behandelte illegale Inhalt über einen österreichischen Hosting-Provider lief. Die IWF hat jedoch jedes Bild und jedes Video zu diesem Fall als Einzelmeldung gezählt. Trotz der großen Menge wurden die Missbrauchsdarstellungen nach dem Hinweis von Stopline umgehend vom österreichischen Provider entfernt.
Ressourcen begrenzt
Im Dezember erreichte Stopline eine zweite „Meldungswelle“: Rund 66.000 Meldungen, durch die das Stopline-Team laut Projektleiterin Barbara Schloßbauer „administrativ an Kapazitätsgrenzen“ gebracht wurde. Jede Meldung muss manuell von einem:r Mitarbeiter:in bearbeitet werden, auch wenn sie sich als unzugänglich erweist. Dies übersteige die Kapazitäten der verwendeten Tools und die personellen Ressourcen, so Schloßbauer.
Selbsterstellte Inhalte häufiger
In die gemeldeten Inhalte fließen immer häufiger auch Beiträge ein, die offenbar von den abgebildeten Minderjährigen selbst erstellt wurden. Die Strafbarkeit für Jugendliche, die solche Inhalte produzieren, ist seit Dezember 2023 gemäß § 207 StGB angepasst. Die Aufnahme von Bilder und Videos zu privaten Zwecken ist erlaubt. Erst wenn „bildlich sexualbezogene Darstellungen minderjähriger Personen“ von sich selbst oder Dritten mit mehreren Personen geteilt werden, ist der Fall strafrechtlich relevant.
Vielen Jugendlichen ist diese Grenzüberschreitung nicht bewusst. Dadurch ist das Problem nicht allein durch das Strafrecht lösbar. Die beste Prävention, um eine weitere Steigerung der Meldungen selbst erstellter Inhalte zu verhindern, ist die Aufklärung der Jugendlichen.
Das internationale Meldestellen-Netzwerk INHOPE
Das Hauptziel der Stopline ist die schnelle und unbürokratische Entfernung illegaler Inhalte aus dem Internet. Dies ist aufgrund der raschen und kompetenten Arbeit des Teams möglich, aber auch dank starker Partnerschaften und Kooperationen. Stopline ist Teil von INHOPE (International Association of Internet Hotlines), der Vereinigung internationaler Meldestellen für illegales Material im Internet. Das vereinende Ziel der 55 Meldestellen aus 51 Ländern ist der Schutz junger Menschen vor schädigendem und illegalem Einsatz des Internets.
Über Stopline – 26 Jahre Meldestelle
Stopline wurde 1998 von der ISPA gegründet und ist eine von den Behörden anerkannte Meldestelle gegen sexuelle Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger und nationalsozialistische Wiederbetätigung im Internet. Stopline ist eingebunden in INHOPE, ein weltweites Netzwerk an Meldestellen, das 1999 im Rahmen des Safer Internet Action Plans der Europäischen Kommission gegründet wurde. Finanziell unterstützt wird Stopline von Mitteln des Safer-Internet-Programms der EU und der österreichischen Domain-Registry nic.at.
Über ISPA
Die ISPA – Internet Service Providers Austria – ist der Dachverband der österreichischen Internetwirtschaft. Sie wurde 1997 als eingetragener Verein gegründet und vertritt rund 220 Mitglieder aus den Bereichen Access, Content und Services u. a. gegenüber Politik, Verwaltung und anderen Gremien. Ziel der ISPA ist die Förderung des Internets sowie die Kommunikation der Marktteilnehmer:innen untereinander.