Inhalt (Accesskey 0) Hauptnavigation (Accesskey 1)

WhatsApp und Co.: Sind digitale Medien wirklich gefährlich?

Soziale Netzwerke

Ein deutsches Gericht hat einen Vater dazu verurteilt, WhatsApp von den Smartphones seiner Töchter zu entfernen, nachdem diese über die App sexuell belästigt wurden. Viele Eltern fragen sich nun: Wie gefährlich ist WhatsApp?

Der Vorfall sorgt derzeit in allen Medien für Schlagzeilen: Über ein Jahr lang wurde zwei heute 11- und 16-jährige Mädchen aus Deutschland von einem Freund ihres Vaters über WhatsApp sexuell belästigt. Ein Gericht verurteilte nun den Vater dazu, die Messenger-App von den Smartphones seiner Töchter zu löschen und regelmäßig sämtliche Apps auf den Geräten der Mädchen kontrollieren. Das Gerichtsurteil bezeichnet WhatsApp abschließend als „Gefahr für die Privatsphäre und Entwicklung“ der Mädchen.

Viele Eltern sind nun verunsichert und fragen sich: Ist WhatsApp wirklich so gefährlich? Wie kann ich mein Kind schützen?


Ab welchem Alter ist WhatsApp erlaubt?

Zum Zeitpunkt der Verurteilung durfte WhatsApp offiziell ab 16 Jahren genutzt werden. Im August 2016 hat WhatsApp allerdings seine Nutzungsbedingungen aktualisiert und dieses Mindestalter auf 13 Jahre gesenkt – wobei WhatsApp klarmacht, dass je nach Herkunftsland auch andere Altersbeschränkungen gelten können. Welches Mindestalter damit in Österreich gilt ist rechtlich nicht ganz eindeutig – vermutlich müssen Jugendliche zumindest 14 Jahre alt sein. Allerdings: Ist ein Kind jünger und möchte trotzdem WhatsApp nutzen, können die Eltern im Namen ihres Kindes den Nutzungsbedingungen zustimmen. Das macht etwa dann Sinn, wenn z.B. WhatsApp-Gruppen von Eltern und Kindern gemeinsam zur Organisation des Familienalltags verwendet werden.


U
nterstützen Sie Ihr Kind dabei, WhatsApp verantwortungsvoll zu nutzen.



Welche Risiken gibt es in digitalen Medien?

Bild lizenziert unter CC0 Public Domain


Bei allen Vorteilen ist die Nutzung von digitalen Medien wie Messenger-Apps oder Sozialen Netzwerken immer auch mit gewissen Gefahren verbunden. Eltern sollten mit ihren Kindern über folgende Risiken sprechen:

  • Belästigungen. Kinder können – wie im aktuellen Fall – über digitale Medien sexuell belästigt oder aber auch durch Mitschüler/innen drangsaliert werden. Als Belästigung wird oft auch die unerwünschte Kontaktaufnahme im Netz, etwa durch Spam-Nachrichten oder durch Werbung, empfunden.
     
  • Verunglimpfungen. Manchmal werden Kinder und Jugendliche online mit Beschimpfungen oder Verunglimpfungen konfrontiert, etwa im Zusammenhang mit Cyber-Mobbing, bei Konflikten mit Gleichaltrigen oder durch Hasspostings.
     
  • Bedrohungen und Erpressungen. Immer wieder werden Fälle bekannt, in denen Kindern im Internet bedroht oder erpresst wurden, beispielsweise durch Sextortion oder durch Schadsoftware.
     
  • Falschmeldungen. Besonders in Sozialen Netzwerken werden immer wieder Falschmeldungen, Gerüchte, Lügen oder manipulierte Bilder verbreitet. Kindern fällt es meist schwer, solche Fälschungen zu erkennen und zu überprüfen. Unerwünschte Kosten. Durch ungewollte In-App-Käufe, vorschnelle Klicks auf Werbebanner oder Links, unseriöse Billig-Angebote oder Abofallen können in Apps und Sozialen Netzwerken schnell hohe Kosten anfallen. In solche Fällen hilft der Internet Ombudsmann (www.ombudsmann.at) kostenlos weiter.
     
  • Viren & Co. Wenn Kinder oder Jugendliche ihre Smartphones, Tablets oder Computer intensiv nutzen, kann schnell Schadsoftware auf den digitalen Geräten landen und dort großen Schaden anrichten.

Vergessen wir nicht: Nicht immer sind Kindern im Internet die Opfer – vor allem bei Cyber-Mobbing treten Kinder und Jugendliche auch als Täter/innen in Erscheinung. Das ist für Eltern natürlich nicht immer leicht zu akzeptieren.


Ist wirklich WhatsApp die Gefahr?

Bild: Pro Juventute lizenziert unter CC BY 2.0

Im Fall der Kinder des verurteilten Vaters mag die Nutzung von WhatsApp tatsächlich gefährlich gewesen sein – die sexuelle Belästigung durch einen erwachsenen Mann ist niemals auf die leichte Schulter zu nehmen. Klar ist aber auch: Es ist hier weniger WhatsApp, das gefährlich ist, als vielmehr das Verhalten des Mannes, der die Mädchen belästigt. Allerdings: Längst nicht alle Kinder und Jugendliche werden in digitalen Medien belästigt, verunglimpft, bedroht oder erpresst. Die meisten verwenden WhatsApp & Co. sehr kompetent und wissen in problematischen Situationen oft besser als Erwachsene, was zu tun ist.

Nicht WhatsApp oder andere Kommunikationstools sind so sehr das Problem. Das Problem sind Menschen, die anderen Schaden zufügen möchten. Schützen Sie Ihre Kinder, indem Sie sie stärken und dabei unterstützen, mit derartigen Bedrohungen fertig zu werden.


Kontrolle ist nicht immer besser

Kinder und Jugendlichen sind meist in so vielen Sozialen Netzwerken und Apps gleichzeitig unterwegs, dass Eltern keinen Überblick mehr haben und die Aktivitäten ihres Nachwuchses schon gar nicht kontrollieren können. Außerdem: Kontrollen und Verbote schaden dem Vertrauensverhältnis zu Ihrem Kind und sorgen oft für noch mehr Streit.


Was können Eltern tun?

Kinder bewegen sich online und offline in einer Welt, in der viele Gefahren lauern. Nicht immer können Eltern ihre Kinder vor dieser Welt beschützen. Viel sinnvoller ist es, Kinder aktiv zu begleiten und sie für Herausforderungen fit zu machen:

Sprechen Sie mit Ihrem Kind über mögliche Gefahren im Internet – möglichst ohne es zu verschrecken. Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es jederzeit zu Ihnen kommen kann, wenn es am Handy oder im Internet mit Dingen konfrontiert ist, die ihm Angst machen. 

  • Was kannst du tun, wenn jemand dich belästigt oder versucht, dich fertigzumachen?
  • An wen kannst du dich wenden?

Seien Sie in solchen Situationen unbedingt als Ansprechperson für Ihr Kind da! Um kompetent reagieren zu können ist es hilfreich, selbst mit Apps und Sozialen Netzwerken vertraut zu sein. Versuchen Sie, ruhig zu bleiben und sich zunächst ein umfassendes Bild von der Situation zu machen.


Weiterführende Links: