Was ist OmeTV?

Bild: Saferinternet.at
Was ist OmeTV?
OmeTV ist eine zufallsbasierte Videochat-Plattform, die es Nutzer:innen ermöglicht, mit Fremden aus der ganzen Welt zu sprechen. Sie funktioniert ähnlich wie Omegle (seit 2023 offline, wobei noch Kopien existieren) oder Chatroulette: Nutzer:innen werden per Zufall miteinander verbunden und können selbstständig mit einem Klick Gesprächspartner:in wechseln. Die kostenlose OmeTV-App vereint Funktionen von Foto- und Dating-Plattformen. Nutzer:innen haben die Möglichkeit ein Profil anzulegen, Fotos zu posten, anderen Accounts zu folgen und diese zu favorisieren. Wer dafür bezahlt, kann auch Freund:innen sammeln und sehen, von wem man selbst favorisiert wurde.
OmeTV ging 2015 online und gewann – wie viele andere Social-Media-Plattformen – während der Corona-Pandemie 2020 an Beliebtheit.
Wie kann OmeTV genutzt werden?
Die Nutzung von OmeTV ist in Österreich ab 18 Jahren erlaubt und kostenlos, abgesehen von optionalen In-App-Käufen wie dem Zutritt zur VIP-Lounge. Es gibt eine App- und eine Desktop-Version, die sich in wichtigen Punkten unterscheiden:
- In der App muss ein Alter angegeben werden (mindestens 18 Jahre), ein Altersnachweis ist jedoch nicht erforderlich. In der Desktop-Version wird keine Altersangabe verlangt.
- Beide Versionen fragen nach Namen, Ort und Geschlecht, aber in der Desktop-Version werden Name, Alter und Geschlecht nicht angezeigt. Dadurch ist kein Filtern beim „Matching“ möglich – was bedeutet, dass junge Nutzer:innen ohne Einschränkung auf deutlich ältere treffen können. Die App-Version scheint das Alter beim Zufallsmatching eher zu berücksichtigen als die Desktop-Version.
- Da Nutzer:innen falsche Angaben machen können, bietet die Desktop-Version mehr Anonymität und wird daher häufiger – insbesondere von erwachsenen Männern – für anonyme Chats genutzt.
- In der App-Version sieht man vorab den Namen, das Alter, das Geschlecht und den Ort der anderen Person. Das Bild des Gegenübers bleibt verschwommen, bis die Nutzer:innen auf “Annehmen” oder “Ablehnen” klicken.
Gibt es integrierte Sicherheitsmaßnahmen?
OmeTV hat auf seiner Website eigene Regeln und Vorschriften für die Nutzung formuliert, die von "Keine Gesten zeigen, die weithin als obszön gelten zum Beispiel: Der Mittelfinger” bis „Richten Sie die Kamera nicht auf Körperteile unterhalb der Brust (einschließlich Bauch, Schritt, Beine, Zehen usw.), auch wenn sie mit Kleidung bedeckt sind oder zu einer anderen Person gehören“ reichen. Dass diese gelesen und verstanden wurden, muss beim erstmaligen Login angekreuzt werden. Es liegt nahe, dass viele Nutzer:innen von OmeTV die Plattform nutzen, um Grenzen auszutesten – oft ohne großes Interesse daran, sich an die Regeln zu halten. Grundsätzlich kann jede:r Nutzer:in das Gegenüber ohne Angabe von Gründen mit wenigen Klicks melden. Obwohl die Plattform keine Rückmeldung zu Konsequenzen für die gemeldete Person gibt, ist das Melden dennoch wichtig, denn nur so können die Plattformen dazulernen und in Zukunft schneller auf problematische Inhalte reagieren.
Wieso ist OmeTV bei Kindern beliebt?
Das Videochatten mit fremden Personen hat für neugierige Kinder einen gewissen Reiz, weil man nicht weiß, was und wer einen nach dem nächsten Klick erwartet. Vor allem Jugendliche mit ohnehin riskantem Onlineverhalten suchen hier den Nervenkitzel. OmeTV ist zum Beispiel ein beliebter Zeitvertreib für Mädchen-Gruppen bei Übernachtungspartys. Dem gegenüber stehen Männer allen Alters, die sich sowohl in Gruppen als auch allein auf der Plattform aufhalten.
Was die Jugendlichen auf OmeTV erleben, teilen sie oft auch auf anderen Plattformen – allen voran TikTok – wie zum Beispiel Aufnahmen von Pranks, Gesangseinlagen des Gegenübers oder Treffen mit Influencer:innen. Die Möglichkeit, persönliche Idole online quasi privat treffen zu können, verstärkt den Wunsch, auf OmeTV aktiv zu sein.
Welche Risiken gibt es?
Kinder und Jugendliche laufen Gefahr, per Videochat zu Handlungen gedrängt zu werden, die nicht okay oder gar strafrechtlich relevant sind. Dennoch haben Jugendliche meist eine gute Vorstellung davon, was sie auf OmeTV erwartet – etwa durch Erzählungen aus dem Umfeld, bereits gemachten eigenen Erfahrungen oder guter Aufklärung vorab.
Manche Menschen nutzen Videochats, um ihre extreme Meinung zu teilen oder sexuelle Bedürfnisse zu befriedigen. So kann es vorkommen, dass sich vor allem Männer oberkörperfrei oder nackt zeigen und Jugendliche in unangenehme Situationen geraten, auf die sie nicht vorbereitet sind. In einem weitestgehend privaten Onlineraum sind leider auch Beleidigungen, Diskriminierung und Sexismus an der Tagesordnung. Dadurch sind manche Nutzer:innen mit mehrfachen Grenzüberschreitungen konfrontiert.
Ein weiteres Problem ist, dass die Live-Chats aufgezeichnet werden könnten. Ob durch Abfilmen oder Screenshots – private Aufnahmen könnten auf fremden Geräten verbleiben und so für Cybermobbing oder Sextortion missbraucht werden.
Der Besitz von explizitem Bildmaterial von Minderjährigen ist strafbar, auch wenn die Gespräche und Handlungen während des Chats einvernehmlich sind.
Lesen Sie hier, was Sie gegen rechtswidrige Inhalte im Internet tun können!
Tipps zum sicheren Umgang
- Gesehenes besprechen: Ermutigen Sie Ihr Kind mit Ihnen oder anderen erwachsenen Bezugspersonen – wie Tanten, Onkeln oder Lehrer:innen – über das Gesehene zu sprechen. Fragen Sie nach, warum Ihr Kind diese Plattform gerne nutzen möchte und bieten Sie eventuell eine altersgerechte Alternative an.
- Vorsicht bei Verboten: Verbote bewirken bei Jugendlichen oft das Gegenteil und steigern das Interesse an der Plattform. Erklären Sie ihnen stattdessen, warum Sie Bedenken an der Anwendung haben.
- Risiken erklären: Versuchen Sie Ihr Kind über die Risiken von Cybergrooming, sexueller Belästigung oder Sextortion aufzuklären. Ermutigen Sie es, die eigenen Grenzen zu wahren, „Nein!“ zu sagen, aus Chats auszusteigen, wenn diese unangenehm werden, und die Person zu melden.
- Selbstermächtigung fördern: Viele Jugendliche wissen, was sie auf OmeTV erwartet und nutzen den „Weiter/Ablehnen“-Button als eine Form der Genugtuung. Wenn es für Ihr Kind über persönliche Grenzen hinausgeht, ist die Person mit einem Klick wieder weg und das kann sich gut anfühlen. Ermutigen Sie Ihr Kind auf das Bauchgefühl zu hören und im Zweifel zu handeln.
- Jugendliche nicht verurteilen: Bringen Sie Ihr Kind nicht in Verlegenheit, weil es sich für andere Menschen und seine Sexualität interessiert. Für Jugendliche ist das Thema ohnehin oft schambehaftet. Bieten Sie stattdessen das Gespräch an, um auch in Zukunft eine vertrauensvolle Ansprechperson für Ihr Kind zu bleiben.