Inhalt (Accesskey 0) Hauptnavigation (Accesskey 1)

Was fasziniert Jugendliche an Pornos und welche Aufklärungsseiten gibt es?

Weitere Infos zu: Sexualität & Internet

Während Pornos früher ausschließlich in Videotheken oder Zeitschriftenläden erhältlich waren, können sie im Internet oftmals ohne Zugangsbeschränkungen und sogar kostenlos konsumiert werden. Auch das Angebot ist ungleich größer als früher, sodass sich jede Neugier und jeder Fetisch leicht befriedigen lässt.

Jugendliche, die sich aktiv für Pornografie interessieren, finden bei ihrer Suche im Internet also keine nennenswerten Barrieren vor – auch technische Filter halten sie kaum davon ab.

Tatsächlich kommen die meisten Kinder und Jugendlichen aber schon mit Pornografie in Kontakt, bevor sie sich aktiv damit auseinandersetzen. Das kann durch Pop-up-Fenster auf Streaming-Portalen passieren, weil pornografische Inhalte in Chats verschickt oder ihnen als Mutprobe gezeigt werden. Solche Inhalte können jüngere Kinder nicht nur überfordern und verstören, sondern sind auch verboten – deshalb ist es wichtig, entsprechende Jugendschutzeinstellungen wie SafeSearch-Filter in Suchmaschinen einzurichten, Kinder nicht allein im Internet surfen zu lassen und sie auf den Umgang mit verstörenden Onlineinhalten vorzubereiten (wegklicken, schließen, Eltern hinzuziehen, ...).


Pornos als Informations- und Aufklärungsquelle

Das Internet bietet Jugendlichen die Möglichkeit, sich in ihrem eigenen Tempo und ohne peinliche Gespräche über sexuelle Themen zu informieren. Obwohl es online eine Vielzahl gut aufbereiteter Aufklärungsangebote gibt, landen Jugendliche häufig bei Pornos – denn diese zeigen ihnen die verschiedensten Sexualpraktiken so explizit und umfassend wie keine andere Quelle.

Neben Neugier und der Suche nach Antworten geht es den Jugendlichen beim Pornokonsum oft auch darum, dazuzugehören, sich vor anderen Jugendlichen zu beweisen oder einfach nur um Zeitvertreib oder den Reiz des Verbotenen.

Wenn Jugendliche Pornos konsumieren, ist das zunächst also kein Grund zur übermäßigen Sorge. Das Interesse an der eigenen Sexualität ist ein natürlicher Teil des Erwachsenwerdens und der damit verbundenen hormonellen Veränderungen.


Falsche Vorstellungen von Sexualität durch Pornografie

Ein problematischer Aspekt von Pornos ist, dass diese meist übertriebene sexuelle Fantasien von Erwachsenen darstellen. Das kann Kinder und Jugendliche in ihrer sexuellen Entwicklung beeinträchtigen und verunsichern – denn mit realem Sex oder gar Liebesbeziehungen haben Pornos nur wenig zu tun: Situationen, Rollen und Körper werden oft unrealistisch, einseitig und auch gewaltvoll dargestellt. Während Frauen meist von den Männern dominiert und als stets willig dargestellt werden, werden Männer als „Sexmaschinen“ mit unendlicher Ausdauer präsentiert.

Wenn sich Jugendliche vor allem anhand von Pornos über Sexualität informieren, interpretieren sie das dort Gezeigte oft als übliches sexuelles Verhalten. Die Folgen sind Unsicherheiten in der Wahrnehmung des eigenen Körpers („Warum ist mein Penis kleiner als bei dem im Porno?“) und der eigenen sexuellen Wünsche, Verwirrung über den Ablauf sexueller Anbahnungen, sexueller Leistungsdruck und Fehlinformationen. Deshalb ist es sehr wichtig, mit Jugendlichen die Unterschiede zwischen gelebter Sexualität und Pornografie zu klären und das Thema nicht unter den Tisch fallen zu lassen. Pornografie lässt sich gut mit Fantasyfilmen vergleichen: Die gezeigten Handlungen folgen meist einem strengen Drehbuch, die gezeigten Körper entsprechen nicht der Norm und die dargestellte Lust ist meist übertrieben.


Pornos sind für Jugendliche verboten

Auch wenn davon auszugehen ist, dass die meisten Jugendlichen früher oder später Erfahrungen mit Pornofilmen machen, ist das Gesetz diesbezüglich eindeutig: Das Ansehen, Besitzen und Weitergeben (z. B via WhatsApp) von Pornos ist für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren verboten (siehe Pornographiegesetz und Landesjugendschutzgesetze). Eine Ausnahme bildet das einvernehmliche Sexting.


Tipps für den Erziehungsalltag

  • Entspannen Sie sich! Die meisten Jugendlichen kommen im Alter von 12 bis 15 Jahren mit Pornos in Kontakt. Das bedeutet aber nicht, dass Ihr Kind dies regelmäßig tut. Bleiben Sie also ruhig und gelassen, wenn Sie über das Thema sprechen.
  • Kommunizieren Sie offen und ehrlich. Wenn Sie vermuten, dass Ihr Kind Pornos konsumiert, sprechen Sie es direkt darauf an. Versuchen Sie nicht, zu moralisieren oder mit Strafen zu drohen. Vermitteln Sie, dass Sexualität etwas Positives ist und dass es völlig in Ordnung ist, sich darüber zu informieren, dass es dafür aber bessere Quellen als Pornos gibt. Fragen Sie auch nach den Gefühlen und Gedanken Ihres Kindes zu dem, was es gesehen hat.
  • Sprechen Sie über echte Sexualität. Thematisieren Sie, dass Pornos nicht die Realität abbilden. Ziehen Sie einen Vergleich zu Fantasyfilmen: Auch dort erfolgt die Darstellung durch Schauspieler:innen und technische Tricks! Erklären Sie, dass reale Beziehungen und Sexualität auf gegenseitigem Respekt, Einverständnis und emotionaler Bindung basieren.
  • Informieren Sie Ihr Kind über das Gesetz. Erklären Sie ihm, dass es unter 18 Jahren verboten ist, pornografische Filme zu sehen oder weiterzugeben. Sprechen Sie auch über die Regeln in der Schule. In manchen Schulen führt der Besitz von Pornos auf dem Handy zum Schulverweis.
  • Weisen Sie auf andere Informationsquellen hin. Zeigen Sie Ihrem Kind, wo es im Internet gute Informationen zum Thema Sexualität finden kann. Schlagen Sie aber auch Informationsmöglichkeiten außerhalb des Internets vor, wie zum Beispiel die Broschüre „Love, Sex und so…“ (PDF) des BMFJ oder entsprechende Bücher.
  • Fördern Sie einen kritischen Umgang mit Medien. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, einen kritischen Umgang mit Medien zu entwickeln. Dazu gehört auch die Fähigkeit, zwischen inszenierter Pornografie und gelebter Sexualität zu unterscheiden. Ermutigen Sie Ihr Kind, Medieninhalte zu hinterfragen und darüber nachzudenken, was es sieht und warum.
  • Stärken Sie Selbstbestimmung und Körpergefühl. Fördern Sie die Selbstbestimmung, Eigenverantwortung und das Körperbewusstsein Ihres Kindes. Sprechen Sie über Themen wie Einverständnis, persönliche Grenzen und Respekt in Beziehungen. Helfen Sie Ihrem Kind, ein positives Selbstbild und Körpergefühl zu entwickeln.
  • Vermitteln Sie einen verantwortungsvollen Umgang mit Sexualität. Besprechen Sie, wie wichtig Safer Sex und Verhütung sind. Informieren Sie Ihr Kind über die Risiken sexuell übertragbarer Krankheiten und wie es sich davor schützen kann.
  • Fördern Sie den Dialog. Machen Sie Ihrem Kind deutlich, dass es jederzeit mit Fragen oder Sorgen zu Ihnen kommen kann. Ermutigen Sie es zu offenen Gesprächen und schaffen Sie eine Atmosphäre des Vertrauens und der Unterstützung. Das macht aber nur dann Sinn, wenn Sie sich solche Gespräche auch zutrauen – ansonsten können Sie auch dafür sorgen, dass eine andere Person (z. B. Onkel, Tante...) diese Aufgabe übernimmt.

Wo finde ich gute Aufklärungs- und Beratungsseiten?


Weiterlesen