Sowohl Rachepornos als auch Sextortion liegt die missbräuchliche Verwendung von intimen Bildern oder Videos zugrunde, allerdings mit unterschiedlicher Motivation: Während Rachepornos als Racheakt (oft nach dem Ende einer Beziehung) verbreitet werden, handelt es sich bei Sextortion um eine Form der Erpressung durch Fremde.
Sextortion
Der Begriff „Sextortion“ (Kombination aus „Sex" und „Extortion" = Erpressung) bezeichnet eine Betrugsmasche, bei der Internetnutzer:innen in Videochats wie Skype von Fremden dazu aufgefordert werden, nackt zu posieren oder sexuelle Handlungen vorzunehmen. Die Betrüger:innen zeichnen dies heimlich auf und erpressen die Opfer mit der Drohung, das Material zu veröffentlichen.
Häufig werden die Opfer zunächst über soziale Netzwerke (z. B. Facebook oder WhatsApp) oder Dating-Plattformen (z. B. Tinder) von attraktiven Personen angesprochen, die sexuelles Interesse vortäuschen. Nach einer Kennenlernphase sollen die Opfer in einen Videochat wechseln und sich dort nackt zeigen. Die Erpesser:innen drohen dann, die Videos oder Nacktfotos in sozialen Netzwerken zu posten oder direkt an die Freund:innen der Betroffenen zu schicken und nutzen Angst und Scham als Druckmittel. Manchmal findet die Kommunikation nur über Messenger-Apps wie WhatsApp statt, wo die Betroffenen aufreizende Fotos von sich verschicken sollen, die dann zur Erpressung genutzt werden.
Sextortion betrifft sowohl Jugendliche als auch Erwachsene, wobei die Opfer meist männlich sind. Die attraktiven Verführer:innen existieren in der Regel gar nicht: Die gezeigten Videos oder Bilder stammen meist von anderen Websites, die echten Betrüger:innen zeigen sich nie selbst. Es gibt auch Fälle, in denen es zu Erpressungen kommt, obwohl die Betroffenen den Betrug rechtzeitig erkennen und keine Nacktfotos verschicken. Die Täter:innen manipulieren dann harmlose Videoaufnahmen oder Profilbilder, indem sie sexuelle Handlungen hineinschneiden.
Viele Betrüger:innen gehen sehr perfide vor, bauen zuerst Vertrauen auf und nehmen sich mitunter viel Zeit, um eine emotionale Bindung zu ihren Opfern aufzubauen. Das macht es schwer, ihre wahren Absichten rechtzeitig zu erkennen.
Rachepornos
Rachepornos (engl. „Revenge Porn“) sind Fotos oder Videos, die die Betroffenen nackt oder bei sexuellen Handlungen zeigen und als Racheakt ohne deren Einwilligung im Internet veröffentlicht werden. Täter:innen sind häufig die Ex-Partner:innen, die solche Aufnahmen aus Rache nach einer Trennung verbreiten.
Häufig werden die intimen Aufnahmen auf Pornoseiten hochgeladen oder auf speziellen Rachepornoseiten veröffentlicht. Oft sind die Bilder und Videos mit dem echten Namen, einem Profil in sozialen Medien oder anderen persönlichen Daten wie Wohnadresse, Arbeitsplatz oder Telefonnummer der Betroffenen verknüpft. Nicht immer handelt es sich dabei um echtes Bildmaterial, manchmal werden auch Foto- oder Videomanipulationen verbreitet.
Ob eine Beziehung im Guten oder Schlechten endet, lässt sich leider nie vorhersagen. Es ist daher empfehlenswert, Nacktaufnahmen gemeinsam mit dem Partner bzw. der Partnerin regelmäßig von allen Geräten zu löschen.
So schützen Sie sich vor Sextortion
- Nehmen Sie keine Freundschaftsanfragen von fremden Personen an. Überprüfen Sie regelmäßig die Einstellungen in Ihren sozialen Netzwerken, um Ihre Privatsphäre zu schützen.
- Seien Sie vorsichtig beim Chatten mit Unbekannten. Geben Sie keine persönlichen Daten wie Anschrift, Arbeitgeber, Geburtsdatum oder Telefonnummer preis! Seien Sie generell zurückhaltend mit persönlichen Informationen.
- Stimmen Sie nicht voreilig einem Videochat zu. Kleben Sie die Kamera ab oder deaktivieren Sie sie zunächst und beobachten Sie die Situation, bevor Sie sie aktivieren.
- Versenden Sie keine freizügigen Fotos oder Videos. Nehmen Sie auch keine sexuellen oder erotischen Handlungen vor der Kamera vor, selbst wenn Ihre Onlinebekanntschaft bereits intime Aufnahmen von sich selbst gesendet hat – denken Sie daran, dass solche Inhalte gefaked sein können!
- Überprüfen Sie Onlineprofile gründlich. Bedenken Sie, dass sich hinter einem Onlineprofil eine völlig andere Person verbergen kann. Seien Sie insbesondere bei unklaren oder widersprüchlichen Angaben skeptisch.
- Vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. Wenn etwas seltsam oder zu gut, um wahr zu sein, erscheint, ist Vorsicht geboten.
- Überprüfen Sie regelmäßig Ihre Sicherheitseinstellungen. Ändern Sie regelmäßig Ihre Passwörter und nutzen Sie starke und einzigartige Passwörter für jedes Konto.
- Achten Sie auf Phishing-Mails und Links. Seien Sie vorsichtig bei E-Mails und Nachrichten, die Sie auffordern, auf Links zu klicken oder Anhänge zu öffnen. Diese könnten schädliche Software enthalten oder versuchen, Ihre persönlichen Daten zu stehlen.
Was können Betroffene tun?
- Zahlen sie nicht. Wenn Sie erpresst werden, um die Veröffentlichung intimer Aufnahmen zu verhindern, bleiben Sie standhaft. Meistens führt eine Zahlung nur zu weiteren Forderungen.
- Brechen Sie den Kontakt ab. Reagieren Sie nicht mehr auf Nachrichten und lassen Sie sich nicht einschüchtern.
- Erstatten Sie Anzeige bei der Polizei. Sichern Sie dafür die Chatverläufe und Inhalte als Beweismaterial, zum Beispiel mit Screenshots, aus denen idealerweise auch das Datum hervorgeht.
- Suchen Sie regelmäßig nach sich selbst. Mit der „umgekehrten Bildersuche“ finden Sie möglicherweise Websites, auf denen Ihre Bilder und Videos veröffentlicht wurden.
- Fordern Sie die Seitenbetreiber:innen auf, Inhalte zu löschen. Die Internet Ombudsstelle unterstützt Sie im Ernstfall dabei!
- Beantragen Sie die Löschung aus den Suchergebnissen. Mittels Formular können Sie bei großen Suchmaschinen wie Google beantragen, dass Links zu intimen Fotos oder Videos aus den Suchergebnissen gelöscht werden.
- Fordern Sie die Täter:innen zur Löschung der Inhalte auf. Weisen Sie gegebenenfalls Ihre Ex-Partner:innen darauf hin, dass das Veröffentlichen solcher Bilder eine Straftat darstellt.
Die Dienste StopNCII.org (für Erwachsene) und Take It Down (für Jugendliche unter 18 Jahren) schützen vor der ungewollten Verbreitung intimer Bilder und Videos im Netz: Betroffene können die eigenen Aufnahmen dort verschlüsselt melden und so verhindern, dass diese über Plattformen wie Instagram oder TikTok veröffentlicht werden können.
Die unbefugte Verbreitung intimer Aufnahmen ist verboten!
Werden Rachepornos verbreitet, verletzt dies die Persönlichkeitsrechte der abgebildeten Personen. Betroffene können unter anderem die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereiches (§ 7 MedienG) und des Rechts am eigenen Bild (§ 78 UrhG) geltend machen, auch das Recht am eigenen Wort kann betroffen sein. Relevant ist auch das Datenschutzrecht bzw. die DSGVO – denn es handelt sich um eine unrechtmäßige Datenverarbeitung, wenn intime Aufnahmen ohne Einwilligung von Betroffenen verbreitet werden.
Strafbar machen sich die Täter:innen, wenn es sich um Aufnahmen von Minderjährigen handelt – dann greift § 207a StGB (Weitergabe von sexualbezogenen Darstellungen Minderjähriger). Strafrechtlich relevant sind Rachepornos auch, wenn die Tat mit Cybermobbing (§ 107c StGB) oder mit Beleidigung nach § 115 StGB einhergeht.