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Wie kann sich mein Kind vor sexueller Belästigung im Internet schützen?

Weitere Infos zu: Sexualität & Internet

Sexuelle Belästigung im Internet kann viele Formen annehmen, darunter unerwünschte Anmache, Dickpics, Stalking, Sextortion, Rachepornos und Cybergrooming. Besonders für jüngere und weniger erfahrene Jugendliche kann dies sehr beängstigend und belastend sein und auch in Selbstvorwürfen enden („Hätte ich doch kein Bikini-Foto gepostet!“). Hier gilt aber ganz klar: Schuld sind nie die Opfer, egal wie sie sich verhalten haben, sondern immer die Täter:innen.

Viele Kinder empfinden sexuelle Belästigung im Internet als normal. Sie wissen meist nicht, dass diese auch online verboten und damit strafbar ist. Es ist aber sehr wichtig, dass sich Kinder zur Wehr setzen – nicht nur um sich selbst, sondern auch um andere Kinder zu schützen.


Strategien zur Vertreibung

  • Ignorieren. Wenn Kinder belästigende Nachrichten und Anrufe ignorieren, verlieren die Täter:innen oft das Interesse.
  • Klare Grenzen setzen. Mit klaren Aussagen wie „Lass mich in Ruhe!“, „Ich will das nicht!“ oder „Das melde ich der Polizei!“ machen Kinder deutlich, dass der Täter bzw. die Täterin keine Chance hat.
  • Blockieren und Melden. Täter:innen sollten sofort an die Betreiber:innen des sozialen Netzwerks, Chats, Forums oder dergleichen gemeldet werden, damit Konsequenzen folgen können. Gleichzeitig sollte das Kind die Person blockieren und alle Freund:innen vor ihr warnen. Öffentlichkeit wollen die Täter:innen auf keinen Fall, sie agieren lieber im Verborgenen.
  • Beweise sichern. Helfen Sie dem Kind, Screenshots von allen Nachrichten und Bildern zu machen, um den Vorfall auch für Dritte nachvollziehbar zu machen – auch wenn Sie am liebsten nichts mehr damit zu tun haben möchten.
  • Anzeige erstatten. In bestimmten Fällen kann es notwendig sein, Anzeige zu erstatten. Bringen Sie dazu Beweise mit und beziehen Sie sich, wenn möglich, auf den entsprechenden Straftatbestand (z. B. §208a Anbahnung von Sexualkontakten zu Unmündigen).
  • Ein neues Konto anlegen. Ist die Angst vor dem Täter bzw. der Täterin sehr groß oder hat das Kind das Gefühl, in der Vergangenheit zu sorglos mit seinen persönlichen Daten umgegangen zu sein, kann es sinnvoll sein, sein Konto im sozialen Netzwerk zu löschen. In seinem neuen Profil sollte es nur noch echte Freund:innen hinzufügen und die veröffentlichten Inhalte von Anfang an besser im Auge behalten.
  • Sich jemandem anvertrauen. Kinder sollten solch belastende Situationen niemals allein ausstehen müssen! Es ist wichtig, dass die Betroffenen sich Vertrauenspersonen (Eltern, Lehrer:innen, Freund:innen,…) oder Beratungsstellen wie Rat auf Draht anvertrauen.

So unterstützen Sie Ihr Kind

Wenn sich Ihr Kind von sich aus an Sie wendet, werten Sie dies als Zeichen des Vertrauens. Helfen Sie Ihrem Kind, das Problem zu lösen, ohne ihm Vorwürfe zu machen oder es zu bestrafen. Leider wenden sich Kinder bei sexueller Belästigung nur selten an Erwachsene. Dickpics und Co. werden meist einfach ignoriert.

  • Fördern Sie das gegenseitige Vertrauen. Interessieren Sie sich für die Lebenswelt Ihres Kindes – online wie offline – und reden Sie darüber! Signalisieren Sie Ihrem Kind, dass es sich auch bei Problemen im Internet an Sie wenden kann, ohne bestraft zu werden.
  • Bieten Sie Ihre Unterstützung an. Seien Sie für Ihr Kind da und machen Sie ihm keine Vorwürfe – Schuld hat nie das Kind, sondern die Person, die das Kind belästigt!
  • Schaffen Sie ein Problembewusstsein. Sprechen Sie mit Ihrem Kind darüber, dass nicht alle Personen im Internet Gutes im Sinn haben und woran man das möglicherweise erkennen kann. Erklären Sie auch, dass andere Nutzer:innen nicht immer die sind, für die sie sich ausgeben.
  • Erlauben Sie Onlinefreundschaften. Viele Eltern verbieten ihren Kindern, im Internet mit Unbekannten in Kontakt zu treten – in Zeiten von Instagram, Snapchat, TikTok etc. ist das aber unrealistisch. Heutzutage kommen junge Nutzer:innen im Internet immer auch mit Fremden in Berührung – viele Onlinespiele wären sonst beispielsweise gar nicht spielbar.
  • Üben Sie das Überprüfen von Identitäten. Um die Identität von Internetbekanntschaften zu überprüfen, sollten Kinder zum Beispiel nachsehen, welche gemeinsamen Freund:innen es gibt, das Profil auf Vollständigkeit und echte Fotos überprüfen, einen Videoanruf machen, auf verdächtige Fragen und Aufforderungen nach einem schnellen Treffen achten und die Person durch eine Google- und Social-Media-Suche verifizieren.
  • Stärken Sie das Bauchgefühl Ihres Kindes! Ermutigen Sie Ihr Kind, auf sein Bauchgefühl zu hören, wenn es etwas als unangenehm empfindet – das kann auch schon das „grausige“ Bussi von der Großtante sein.
  • Bestärken Sie Ihr Kind, „Nein“ zu sagen. Üben Sie mit Ihrem Kind, klar „Nein“ zu sagen und Annäherungsversuche abzuwehren – zum Beispiel mit Sätzen wie „Lass mich in Ruhe!“, „Das will ich nicht!“, „Das ist verboten!“, „Ich gehe zur Polizei!“. Wenn Kinder und Jugendliche von Anfang an klare Grenzen setzen, werden sie für potenzielle Täter:innen schnell uninteressant.
  • Achten Sie auf den Schutz persönlicher Daten und Fotos. Schärfen Sie Ihrem Kind ein, dass es persönliche Daten wie Adresse, Schule, Handynummer etc. niemals an Personen weitergeben sollte, die es nur online kennt – das gilt auch für Fotos. Seien Sie auch selbst vorsichtig im Umgang mit Kinderfotos – zum Beispiel haben Badewannenfotos Ihres Kindes auf Instagram, Facebook & Co. nichts zu suchen!
  • Bleiben Sie ruhig! Sprechen Sie möglichst sachlich und ruhig mit Ihrem Kind über Cybergrooming und andere Formen der sexuellen Belästigung. Geraten Sie dabei nicht in Panik – Kinder sollten nicht das Gefühl bekommen, ihre Eltern schützen zu müssen, sonst werden sie sich im Anlassfall nicht an sie wenden.
  • Hilfe suchen. Scheuen Sie sich nicht, in belastenden Situationen professionelle Hilfe anzunehmen!

Reden Sie im Anlassfall noch einmal mit etwas zeitlichem Abstand darüber, wie die Grooming-Situation zustande gekommen ist. Warum hat Ihr Kind Vertrauen zum Täter bzw. zur Täter:in gefasst? Welche Belohnungen wurden versprochen? Was kann und soll Ihr Kind tun, falls es wieder zu einer ähnlichen Situation kommt? Wie können Sie als Eltern Ihr Kind in Zukunft besser unterstützen?


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