Aktuelle Studie zum Thema „Gerüchte im Netz“: Jugendliche verunsichert durch Fake News
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Anlässlich des 14. internationalen Safer Internet Day am 07. Februar 2017 präsentiert Saferinternet.at die Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Thema „Gerüchte im Netz:
Wie bewerten Jugendliche Informationen aus dem Internet“. Soziale Netzwerke zählen zu den Hauptinformationsquellen, obwohl sie von den Jugendlichen als wenig vertrauenswürdig eingeschätzt werden. 86 Prozent der Befragten geben an nicht immer sicher zu sein, ob die Informationen, mit denen sie im Netz konfrontiert sind, auch wahr sind. Sie erwarten von Eltern und Lehrenden Hilfe beim Erwerb von Informationskompetenz.
Downloads:
Infografik „Gerüchte im Netz: Wie bewerten Jugendliche Informationen aus dem Internet“ (pdf, 1 MB)
Tipps zum kompetenten Bewerten von Information aus dem Internet (pdf, 39 KB)
Präsentation zum Pressegespräch (30.1.2017): Gerüchte im Netz (pdf, 3,5 MB)
Zusammenfassung/Key outcomes der Studie „Gerüchte im Netz: Wie bewerten Jugendliche Informationen aus dem Internet“ (pdf, 680 KB)
Fake-News Bingo (pdf, 1 MB)
PDF-Version der Presseaussendung zur Studie „Gerüchte im Netz: Wie bewerten Jugendliche Informationen aus dem Internet“ (pdf, 348 MB)
APA-Fotogalerie zum Pressegespräch am 30.01.2017
Wien, am 30.01.2017 – Unter dem Begriff „Fake News“ ist das Thema „Gerüchte im Netz“ in letzter Zeit ins Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Auch Jugendliche sind mit diesem Thema konfrontiert, da sie sich täglich über Soziale Netzwerke informieren, wo sich solche Falschnachrichten schnell und leicht verbreiten.
Im Rahmen der Initiative Saferinternet.at beauftragten das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) und die Internet Service Providers Austria (ISPA) das Institut für Jugendkulturforschung mit einer Studie zum Thema „Gerüchte im Netz – Wie bewerten Jugendliche Informationen aus dem Internet“. Bei einer repräsentativen Online-Umfrage wurden 400 Jugendliche im Alter von 14-18 Jahren zu ihrem Umgang mit Informationen aus dem Netz befragt. Zusätzlich wurden sechs vertiefende Einzelinterviews durchgeführt.
Soziale Netzwerke und Fernsehen wichtigste Informationsquellen
Die mit Abstand wichtigsten Informationsquellen für Jugendliche in Österreich zu tagesaktuellen Themen (Politik, Sport, Promis etc.) sind, neben dem Fernsehen, mittlerweile Soziale Netzwerke. Jeweils 59 Prozent geben diese als eine ihrer drei wichtigsten Informationsquellen an. Es folgen Radio (33 %), YouTube (27 %) und Tageszeitungen (25 %) sowie Websites der Tageszeitungen (20 %). 17 Prozent geben an, tagesaktuelle Informationen vor allem von YouTubern zu beziehen und 12 Prozent von Gratiszeitungen. Jugendliche beziehen ihre tagesaktuellen Informationen also aus einem Mix aus traditionellen und Online-Medien.
Häufig genutzte Online-Medien als wenig glaubwürdig eingeschätzt
Bemerkenswerte Unterschiede ergeben sich, wenn die Nutzungshäufigkeit der Medien mit der Einschätzung der Glaubwürdigkeit verglichen wird. Als „sehr glaubwürdig“ schätzen Jugendliche vor allem die traditionellen Medien wie Radio (32 %), Fernsehen (29 %) und Webseiten klassischer Medien (23 %) ein. Hingegen bewerten nur 10% der Jugendlichen Soziale Netzwerke, die gleichauf mit Fernsehen die häufigste Informationsquelle darstellen, als sehr glaubwürdig. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim beliebten Videoportal YouTube: Nur 9 Prozent der Jugendlichen beurteilen dieses als sehr glaubwürdig. Dazu passt auch, dass 60 Prozent der Jugendlichen angeben, dass ihrer Einschätzung nach ein großer Teil der Nachrichten zu aktuellen Themen in Sozialen Netzwerken unwahr ist.
„Daran erkennt man das Dilemma der Jugendlichen. Obwohl sie Sozialen Netzwerken nur eine geringe Glaubwürdigkeit zugestehen, sind sie für Jugendliche die wichtigste Informationsquelle für tagesaktuelle Themen. Jugendliche sind sich dieser Widersprüchlichkeit durchaus bewusst, wissen aber oft nicht, wie sie damit umgehen sollen“, so Bernhard Jungwirth, Saferinternet.at-Koordinator.
Bei der Beurteilung der Glaubwürdigkeit sind Unterschiede je nach formaler Bildung besonders auffällig. Jugendliche mit höherer Bildung vertrauen eher den traditionellen Medien, Jugendliche mit geringerer formaler Bildung bewerten hingegen im Vergleich Online-Angebote wie Wikipedia (15 % höhere formale Bildung / 29 % niedrigere formale Bildung), bestimmte YouTuber (3 % / 23 %) oder Soziale Netzwerke (3 % / 19 %) als glaubwürdiger.
Herausforderung Informationsbewertung: 86 Prozent sind unsicher
In der Informationsflut des Internets haben Jugendliche Schwierigkeiten, wahre von falschen Meldungen zu unterscheiden. 86 Prozent der befragten Jugendlichen geben an zumindest manchmal nicht sicher zu sein, ob die Informationen mit denen sie konfrontiert sind, richtig oder falsch sind. Bei rund 4 von 10 Jugendlichen (38 %) ist das sogar „oft“ oder „sehr oft“ der Fall. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass 61 Prozent der Jugendlichen die Informationsbewertung im Internet als große Herausforderung beurteilen.
Bilder gelten als besonders vertrauenswürdig
Jugendliche vertrauen Bildern mehr als dem geschriebenen oder gesprochenen Wort. Rund 71 Prozent der Befragten geben sogar an, bearbeitete Bilder erkennen zu können.
Allerdings ziehen Jugendliche kaum in Betracht, dass Bilder auch aus dem Kontext gerissen sein könnten. Insgesamt spielt die Ästhetik eine wichtige Rolle bei der Beurteilung, ob eine Meldung für wahr oder falsch gehalten wird. So wird zum Beispiel einem professionell gestalteten Video ein höherer Wahrheitsgehalt zugeschrieben als einer verwackelten Handyaufnahme.
Informationsbewertung in der Praxis von Jugendlichen
62 Prozent der Jugendlichen recherchieren selbst im Internet, wenn sie sich nicht sicher sind, ob eine Information richtig ist. 45 Prozent überprüfen, wer die Information veröffentlicht hat, 30 Prozent vertrauen auf ihr Bauchgefühl und 19 Prozent achten darauf, von wem sie die Information erhalten haben. Jugendliche mit höherer formaler Bildung recherchieren dabei öfter selbst im Internet (71 %) als Jugendliche mit geringerer formaler Bildung (52 %).
Die Recherche bleibt in der Praxis aber meist sehr oberflächlich. Bei einer Google-Suche werden meistens nur die ersten Treffer berücksichtigt, die zweite Ergebnisseite wird laut den qualitativen Einzelinterviews nicht zu Rate gezogen. Oft reicht schon ein Überfliegen der angeführten Headlines in den Suchergebnissen aus, um eine Information für ausreichend überprüft zu halten.
Der Umgang mit Informationen will gelernt sein
Um in der Informationsflut zwischen wahr oder falsch unterscheiden zu können, benötigt es Informationskompetenz. „Unsere Gesellschaft, und damit auch unsere Kommunikation, verlagert sich immer mehr ins Internet, daher wird die Fähigkeit, Informationen richtig einschätzen bzw. bewerten zu können zusehends wichtiger. Das gilt für jede Nutzerin und jeden Nutzer selbst, aber auch, und das wurde bislang oft übersehen, für das Funktionieren einer demokratischen Gesellschaft,“ sagt ISPA Generalsekretär Maximilian Schubert. „In diesem Sinne muss das Erkennen, Beurteilen und Bewerten von Informationen flächendeckend als eine der zentralen Kulturtechniken unserer Zeit gefördert werden – besonders bei der jungen Generation.“
Vor allem Lehrende und Eltern haben laut den befragten Jugendlichen eine wichtige Rolle, diese Informationskompetenz zu vermitteln und als Ansprechpersonen zu agieren. Jugendliche vertreten auch die Ansicht, dass es gar nicht früh genug sein kann, Kindern einen kritischen Umgang mit (Online-)Medien beizubringen.
Rund die Hälfte (47 %) der Befragten gibt an bereits einmal in der Schule gelernt zu haben, wie die Richtigkeit von Informationen überprüft werden kann. Die Vermittlung der Informationsbewertungskompetenz im Internet hat somit einen ersten Schritt in die richtige Richtung gemacht, ist jedoch im Alltag von Schule und Familie noch nicht angekommen. Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin Saferinternet.at dazu: „In Sachen Informationsbewertung sehen wir bei unseren Workshops mit Jugendlichen einen enormen Aufholbedarf. Diese Lücke lässt sich durch eine verbindliche Förderung digitaler Kompetenzen im Schulalltag schließen. Genauso sind aber auch Eltern gefordert mit ihren Kindern die Bewertung von Online-Quellen zu üben.“
Saferinternet.at unterstützt mit zahlreichen Angeboten
Deshalb unterstützt Saferinternet.at Schulen und Eltern mit Unterrichtsmaterialien, Workshops, Trainings und zahlreichen weitere Informationsangeboten, wie dem Videoratgeber für Eltern „Frag Barbara!“. Alle Angebote und Download- sowie Bestellmöglichkeiten finden sich auf www.saferinternet.at.
Safer Internet Day 2017: Mehr als 230 Schulen machen mit
Der internationale Safer Internet Day findet am 7. Februar 2017 zum 14. Mal statt. In Kooperation mit dem Bildungsministerium wird im gesamten Februar 2017 der Safer Internet-Aktions-Monat durchgeführt. UNIQA unterstützt als Sponsor den Aktionsmonat mit dem Hauptpreis: Die Gewinner-Schule bekommt eine Medienausstattung im Wert von 5.000 Euro. Bisher sind bereits mehr als 230 Schulen dem Aufruf gefolgt und haben unterschiedlichste Projekte rund um die Themen Internetsicherheit und Medienkompetenz gestartet.
Darüber hinaus beteiligen sich zahlreiche Initiativen und Einrichtungen am Safer Internet Day 2017 mit Workshops, Vorträgen, Beratungen als auch neuen Informationsangeboten.
Zum Beispiel unterstützt A1 als langjähriger Saferinternet.at-Kooperationspartner auch 2017 wieder den Safer Internet Day mit einem großen Sicherheits-Special am A1 Internet für Alle-Campus in Wien. Die Angebote reichen von einem Kreativ-Schwerpunkt mit Film und Online-Comic bis hin zu einer „Sicherheits-Rallye“ mit spannenden Stationen wie der Zivilcourage-Station oder der Wann-Ist-Schluss-Station. Weitere Informationen: www.a1internetfueralle.at.
Detaillierte Informationen zum Safer Internet Day 2017 finden sich auf www.saferinternet.at (international: www.saferinternetday.org).
Rückfragen:
ÖIAT
Mag. Bernhard Jungwirth
Tel: +43-1-595 2112
jungwirth@oiat.at
www.oiat.at