Inhalt (Accesskey 0) Hauptnavigation (Accesskey 1)

Studie: Jugendliche und Falschinformationen im Internet

Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Jugendliche befinden sich in einem Fake News Dilemma

Anlässlich des 20. Internationalen Safer Internet Day am 7. Februar 2023 präsentierte Saferinternet.at gemeinsam mit Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm eine aktuelle Erhebung zum Thema „Jugendliche und Falschinformationen im Internet“. Die Studienergebnisse zeigen auf, dass Österreichs Jugendliche beim Umgang mit Informationen im Internet in einem Dilemma stecken: Die Jugendlichen informieren sich zu Alltagsthemen vor allem über soziale Medien, vertrauen den dort bezogenen Informationen jedoch kaum. Es gibt große Wissenslücken und Probleme bei der Bewertung von Informationsquellen. Gleichzeitig sinkt der Konsum von klassischen Medien unter Jugendlichen stetig.

 

Downloads:

Infografik „Jugendliche im Fake News Dilemma“ (PDF, PNG)
Infographic „Young people in the fake news dilemma“ (PDF, PNG)
Präsentation zum Pressegespräch (PDF, PPTX)
Presseaussendung zur Studie (PDF, DOCX)
Tipps für Eltern (PDF, DOCX)
Tipps für Lehrende (PDF, DOCX)
Tipps für Schüler:innen (PDF, DOCX)
Anlaufstellen (PDF, DOCX)

Fotos vom Pressegespräch: fotoservice.bundeskanzleramt.at

 

Wien, 2. Februar 2023 – Im Rahmen der EU-Initiative Saferinternet.at präsentierten heute das Österreichische Institut für angewandte Telekommunikation (ÖIAT) und die ISPA - Internet Service Providers Austria gemeinsam mit Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm eine Studie über Jugendliche und Falschmeldungen im Internet, für die 400 11- bis 17-Jährige befragt wurden. Die Ergebnisse zeigen eine beunruhigende Entwicklung und einen großen Handlungsbedarf auf.

Die Mehrheit der österreichischen Jugendlichen (62 Prozent) verwendet täglich Soziale Netzwerke, um sich über tagesaktuelle Themen zu informieren. Gleichzeitig schätzen 39 Prozent der Befragten die Inhalte auf diesen Plattformen als wenig glaubwürdig ein, für 23 Prozent sind sie sogar unglaubwürdig.

„Fake News sind wie Gift, das dafür sorgt, dass wir uns nicht mehr auf die Wahrheit verlassen können. Ein bewusster Umgang und eine kritische Auseinandersetzung mit Fakten ist daher gerade für junge Menschen ein zentraler Bestandteil bei der Nutzung von Social Media und dem Internet“, so Jugendstaatssekretärin Claudia Plakolm.

Die Bedeutung Sozialer Netzwerke als Informationsquelle steigt weiter an

Wie bereits bei der ähnlichen Erhebung 2017 sind Online-Medien und Soziale Netzwerke auch 2023 für Jugendliche die wichtigste Quelle rund um tagesaktuelle Informationen aus Politik, Sport und Kultur.

Die Sozialen Netzwerke stehen an erster Stelle und werden von 80 Prozent der befragten Jugendlichen mindestens wöchentlich genutzt (2017: 59 %). YouTube wird, mit einem besonders deutlichen Zuwachs von 75 Prozent der Jugendlichen, zumindest wöchentlich zur Information über tagesaktuelle Themen verwendet (2017: 27 %). Danach folgen Streaming-Plattformen mit 59 Prozent, dann Fernsehen (2023: 54 %, 2017: 59 %) sowie Blogs und allgemeine Webseiten (2023: 48 %). Rund vier von zehn Jugendlichen nutzen Webseiten klassischer Medien (2023: 39 %, 2017: 20 %), Wikipedia (2023: 39 %, 2017: 9 %), sowie Radio (2023: 37 %, 2017: 33 %). Podcast werden noch von 24 Prozent der Jugendlichen genutzt. Gedruckte Tageszeitungen und Magazine spielen nur noch bei 17 Prozent der Jugendlichen eine relevante Rolle, das ist ein Rückgang um 8 Prozentpunkte im Vergleich zu 2017.

Dazu Matthias Jax, Projektleiter Saferinternet.at: „Dies ergibt ein bedenkliches Informationsvakuum, da sich Österreichs Jugendliche laut den Studienergebnissen zunehmend vom Konsum der klassischen Medien verabschieden.“

Beliebteste Informationsquellen für Jugendliche am wenigsten glaubwürdig

Obwohl Soziale Netzwerke die wichtigste Informationsquelle für Jugendliche sind, beurteilen sie diese als wenig glaubwürdig. Nur acht Prozent der Befragten schätzen Soziale Netzwerke als „sehr glaubwürdig“ ein (2017: 10 %). Ähnliches gilt für die zweitwichtigste Informationsquelle YouTube, die nur von 10 Prozent als „sehr glaubwürdig“ bewertet wird.

Glaubwürdigkeit klassischer Medien sinkt

Das meiste Vertrauen genießt unter den Jugendlichen die Informationsquelle Wikipedia, 25 Prozent erachten sie als sehr glaubwürdig (2017: 21 %). Auf den weiteren Plätzen im Vertrauensranking folgen die klassischen Medien Radio (2023: 21 %, 2017: 32 %), Fernsehen (2023: 20 %, 2017: 29 %), Webseiten der klassischen Medien (2023: 19 %, 2017: 23 %) sowie Tageszeitungen und Magazine (2023: 12 %, 2027: 20 %). Besonders auffällig: Klassische Medien werden zwar aktuell von Jugendlichen noch als glaubwürdiger beurteilt, aber weitaus weniger genutzt.

„Der Rückgang bei der Nutzung von klassischen Medien und deren Glaubwürdigkeitsverlust bei jungen Menschen öffnet der Verbreitung von Fake News aus dubiosen Quellen Tür und Tor. Wir laden die österreichischen Medien ein, verstärkt auf Jugendliche zuzugehen und stehen für die Entwicklung gemeinsamer Initiativen zur Verfügung. Gleichzeitig sind der Bildungsbereich und die Eltern gefordert, praktische Medienkompetenz und Quellenbewertung stärker in den Mittelpunkt der Allgemeinbildung und des Familienalltags zu rücken“, so Matthias Jax.

Influencer sind im Ranking wichtiger als klassische Medien

Ebenfalls werden „Influencerinnen und Influencer“ von Jugendlichen verstärkt als tägliche News- und Informationsquelle genutzt und von diesen als „moderne Journalisten“ wahrgenommen. Jedoch handelt es sich hierbei meist um junge Menschen, die eigene Online-Kanäle betreiben, aber in der Regel keinen redaktionellen Qualitätskriterien unterliegen. Bereits 63 Prozent der Jugendlichen beziehen sich bei tagesaktuellen Themen auf Beiträge von Influencerinnen und Influencer.

Internet-Suchmaschinen verlieren an Bedeutung

Internet-Suchmaschinen werden im täglichen Gebrauch von Jugendlichen vorrangig für den schulischen und beruflichen Kontext verwendet. Als private Recherche- und Informationsquelle zu tagesaktuellen Themen werden diese nur mehr von 48 Prozent der Jugendlichen genutzt. Bei der Internetsuche dominieren inzwischen YouTube mit 75 Prozent und Soziale Netzwerke mit 80 Prozent.

Das „Bauchgefühl“ ist der Wegweiser, um Fake News zu erkennen

49 Prozent der befragten Jugendlichen sind sich häufig unsicher, ob Informationen im Internet wahrhaft sind. Selbst für schulische Zwecke überprüfen jedoch nur 64 Prozent der Jugendlichen die Quellen von Informationen – und nur, wenn ihnen die Information unglaubwürdig erscheint. „Das ‚Bauchgefühl‘ spielt somit für die Beurteilung von Informationsquellen eine wichtige Rolle. Was dieses Bauchgefühl ausmacht, können Jugendliche aber kaum beschreiben“, sagt Barbara Buchegger, pädagogische Leiterin von Saferinternet.at.

Zur Überprüfung von Informationen fehlen Kenntnisse

Bei einem Großteil der Jugendlichen ist ein Interesse zur Überprüfung von Informationen vorhanden. Allerdings geben nur 22 Prozent der Jugendlichen an, Internetseiten für den Faktencheck (wie z. B. Mimikama und Correctiv) zu kennen. Und nur 12 Prozent der Jugendlichen nutzen diese dann auch tatsächlich. 54 Prozent der Jugendlichen gaben an, Informationen aus unterschiedlichen Quellen zu vergleichen. Die Hälfte der jungen Menschen gibt an, Nachrichten zu aktuellen Themen ungeprüft weiterzuleiten; 53 Prozent empfinden die Überprüfung der Informationsquellen als mühsam. Für 56 Prozent der 11- bis 14-Jährigen sind die Eltern die erste Anlaufstelle bei Fragen zum Wahrheitsgehalt von Informationen im Internet. Je älter die Jugendlichen werden, desto eigenständiger agieren sie.

Ignorieren als wichtigste Strategie im Umgang mit Falschmeldungen

Im Alltag zeigt sich, dass Ignorieren die wichtigste Strategie im Umgang mit Falschmeldungen ist (57 %). 7 von 10 Jugendlichen sagen, dass es schwer ist herauszufinden, ob eine Information aus dem Internet wahr oder falsch ist. Ein Viertel der Jugendlichen (25 %) macht Personen, die Falschinformationen verbreiten, direkt aufmerksam. Ähnlich viele (24 %) nutzen die Meldemöglichkeiten der Plattform-Betreiber. 21 Prozent der Jugendlichen versuchen mithilfe von Kommentar-Postings andere Personen vor Falschmeldungen zu warnen.

„Die Plattformbetreiber bemühen sich seit Jahren, die Verbreitung von Falschnachrichten zu erschweren und auf solche zu reagieren. Die Ergebnisse der Studie zeigen eindeutig, dass wir noch mehr Aufklärungsarbeit leisten müssen, um das Bewusstsein der Jugendlichen zu stärken, wo und wie Falschmeldungen gemeldet werden können“, so ISPA-Generalsekretär Stefan Ebenberger.

Mehr Angebote für Jugendliche sind notwendig

Saferinternet.at bietet vielfältige Angebote, um Jugendliche bei ihrem Dilemma im Umgang mit Fake News zu unterstützen. Damit die Überprüfung von Informationen und die Meldung von Fake News möglichst einfach gelingt, sind praktische und niederschwellige Werkzeuge sowie eine rasche und qualitative Bearbeitung durch die Plattformen notwendig. Schulen müssen sicherstellen, dass Schülerinnen und Schüler die Kompetenzen zur Bewertung von Information nicht nur theoretisch erlernen, sondern auch in allen Fächern und allen Schulstufen regelmäßig üben. Eltern sind gefordert, ihre Kinder über vertrauenswürdige Quellen aufzuklären und im Familienalltag den Wahrheitsgehalt von Informationen stets zu reflektieren.

„Als Branche sind wir seit Jahren darum bemüht, Jugendliche, ihre Eltern und Lehrpersonen bei der Förderung von Medienkompetenz, insbesondere mit Informationsmaterial, zu unterstützen, um Falschmeldungen frühzeitig zu erkennen“, so ISPA-Generalsekretär Stefan Ebenberger.

Künstliche Intelligenz bringt neue Herausforderungen mit sich

Die Informationsbeschaffung von Jugendlichen sowie die Wissensvermittlung im Bildungssystem und privatem Bereich werden sich aufgrund neuer Dialogsysteme („Chatbots“), die auf Basis Künstlicher Intelligenz basieren, wie etwa ChatGPT, weiter massiv verändern. „Informationsangebote und Weiterbildungsmaßnahmen zur Nutzung von KI in der Schule sind daher dringend notwendig und fließen in die Aktivitäten von Saferinternet.at ein“, so Barbara Buchegger.

Auch heuer stehen zum Safer Internet Day wieder umfangreiche Materialien gratis zum Download für Jugendliche, Eltern und Pädagoginnen und Pädagogen zur Verfügung.

Über die Studie

Die Studie „Jugendliche und Falschinformationen im Internet“ wurde vom Institut für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung im Auftrag des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation und der ISPA – Internet Service Providers Austria im Rahmen der EU-Initiative Saferinternet.at durchgeführt. Im Befragungszeitraum (November 2022) nahmen 400 Jugendliche im Alter von 11 bis 17 Jahren, repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund, teil. Zusätzlich wurden fünf Fokusgruppen-Gespräche mit insgesamt 70 Jugendlichen zwischen 13 und 19 Jahren durchgeführt.

Die Vergleichsstudie 2017 „Gerüchte im Netz: Wie bewerten Jugendliche Informationen aus dem Internet“ wurde vom Institut für Jugendkulturforschung und Kulturvermittlung im Auftrag des Österreichischen Instituts für angewandte Telekommunikation und der ISPA – Internet Service Providers Austria im Rahmen der EU-Initiative Saferinternet.at durchgeführt. Im Befragungszeitraum (November, Dezember 2016) nahmen 400 Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren, repräsentativ nach Alter, Geschlecht und Bildungshintergrund, teil. Zusätzlich wurden sechs vertiefende Einzelinterviews durchgeführt.

Über Saferinternet.at

Saferinternet.at unterstützt Kinder, Jugendliche, Eltern und Lehrende beim sicheren, kompetenten und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Medien. Auf unserer Website www.saferinternet.at finden Sie aktuelle Informationen und praktische Tipps zu Themen wie Soziale Netzwerke, Cyber-Mobbing, Sexualität & Internet, Datenschutz, Urheberrechte, Internet-Betrug, Medienerziehung etc. Zusätzlich bietet Saferinternet.at maßgeschneiderte Workshops in Schulen oder bei Elternabenden sowie kostenlose Ratgeber, Broschüren und vieles mehr an. Saferinternet.at ist die österreichische Informationsstelle im Safer Internet Netzwerk der EU (Insafe) und wird vom ACR-Institut ÖIAT in Kooperation mit der ISPA umgesetzt. Die Finanzierung erfolgt durch das „Digital Europe/Safer Internet“-Programm der EU-Kommission, das Bundeskanzleramt, das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung, das Bundesministerium für Finanzen sowie Sponsoren aus der Wirtschaft wie A1 und Meta. Detaillierte Informationen zu allen Aktivitäten von Saferinternet.at gibt es unter www.saferinternet.at. Für Fragen und Anregungen zu Saferinternet.at können sich Interessierte per E-Mail an office@saferinternet.at wenden.

Rückfragen

ÖIAT
DIin Barbara Buchegger, M.Ed.
Pädagogische Leiterin Saferinternet.at
Tel: +43 1 595 21 12 31
office@saferinternet.at