Selbstverletztendes Verhalten: Essstörungen, Ritzen, Challenges & Co.
Weitere Infos zu: JugendarbeitProblematische InhalteIm Zusammenhang mit selbstverletzendem Verhalten (z. B. Essstörungen, Ritzen, Challenges etc.) spielt das Internet vor allem bei der Informationssuche und der Suche nach Gleichgesinnten eine Rolle. Die Grenzen zwischen bedenklichen und unbedenklichen Inhalten und Verhaltensweisen sind dabei oft fließend.
Pro-Ana/Pro-Mia
Auch in Bezug auf Essstörungen spielen Online-Foren und Soziale Netzwerke eine wichtige Rolle. Viele Jugendliche mit Essstörungen suchen im Internet nach Gleichgesinnten und finden in einschlägigen „Pro-Ana“ bzw. „Pro-Mia“-Foren oder WhatsApp-Gruppen eine Art Ersatzgemeinschaft, die der sich die Mitglieder gegenseitig in ihren krankhaften Essverhalten bestärken. Dabei dreht sich alles um Körperwahrnehmung, um Schönheit, ums Abnehmen, um das Bedürfnis, einen anderen Körper zu haben. Manche Mädchen mit Essstörung erzählen, dass ihr Weg in die Krankheit auch über Bilder in Sozialen Netzwerken erfolgte, über die sie sich „Anregungen“ holten („Thinspiration“). Die psychische Instabilität von betroffenen Jugendliche kann leicht von anderen ausgenutzt werden ausgenutzt werden – so etwa tarnen sich Pädophile im Internet als „Pro-Ana-Coaches“ und erpressen pornografische Bilder.
Blue Whale Challenge
Ein Beispiel für die Relevanz des Internets für selbstverletzendes Verhalten ist die sogenannte Blue Whale Challenge, die 2016/17 die Runde machte. Ausgangspunkt war die von einer russischen Zeitung veröffentlichen Falschmeldung über ein vermeintliches „Social Media-Spiel“, das angeblich viele Jugendliche mit Anweisungen zu selbstverletzendem Verhalten in den Tod getrieben hätte. Die Geschichte war ursprünglich komplett frei erfunden. In weiterer Folge gab es aber tatsächlich jugendliche Trittbrettfahrer/innen, die selbstverletzendes Verhalten (z. B. Ritzen) an den Tag legten und sich auf ebenjenes Spiel beriefen. In den meisten Fällen wurde dies als Hilferuf in einer schwierigen psychischen Situation oder als Bedürfnis nach Aufmerksamkeit erkannt.
Wie können Jugendeinrichtungen ihre Zielgruppe unterstützen?
Seid aufmerksam und holt euch gegebenenfalls Unterstützung bei spezialisierten Informations- und Beratungsstellen. Im Präventionsbereich ist es hilfreich, mit euren Jugendlichen immer wieder Informationskompetenz zu üben: Wie erkennt man bearbeitete Bilder? Was steckt hinter den Schönheitsidealen der Werbung bzw. auf Instagram & Co.?
Weiterführende Links
- 147 Rat auf Draht: Was ist selbstverletzendes Verhalten?
- 147 Rat auf Draht: Essstörung – Die Qual mit Essen
- #ME: Workshops für Jugendliche und Multiplikator/innen rund um Körperbild & digitale Medien
- Jugendschutz.net: Informationen für Multiplikator/innen zum Thema Selbstgefährdung