Mein Kind erhält Kettenbriefe in WhatsApp – wie soll ich reagieren?
Eltern Soziale Netzwerke Sexualität & InternetRund zehn Kettenbriefe wöchentlich
Ein Volksschulkind kommt jede Woche mit bis zu zehn Kettenbriefen in Berührung, von denen es die Inhalte es zum Teil überhaupt nicht einschätzen kann – „vorsorglich“ wird daher alles weitergeschickt. Meist werden in WhatsApp nur harmlose Scherze massenhaft geteilt – manchmal beinhalten Kettenbriefe aber auch Todesdrohungen, Gruselgeschichten oder Nachrichten, welche einen großen sozialen Druck auslösen weil sie die Beliebtheit eines Kindes messen.
Über das Internet verbreiten sich Kettenbriefe oft wie ein Lauffeuer und können so gleich bei einer Vielzahl an Kindern große Ängste hervorrufen.
Echt oder Fake?
Kettenbriefe waren schon ein Übel, als sie noch mit der Post kamen. Als E-Mail-Version waren und sind sie genauso lästig und teilweise sogar gefährlich (Viren). Heute werde Kettenbriefe vor allem über WhatsApp versendet.
Das ungeschriebene Gesetz hinter diesen Massensendungen: Wer einen Kettenbrief erhält, muss diesen binnen kurzer Zeit an eine gewisse Anzahl an Personen weiterleiten. Die Kette darf nie abreißen, denn sonst droht angeblich großes Unheil.
Kettenbriefe sind jedoch grundsätzlich immer Hoaxes. Ein Hoax ist eine Falschnachricht im Internet, die absichtlich als solche in Umlauf gebracht wurde. Ist man unsicher, ob eine Nachricht echt ist oder nicht, hilft es, Auszüge aus der Nachricht in Suchmaschinen oder unseren Chatbot einzugeben – meist lässt sich ein Schwindel so sehr schnell entlarven.
Tipps, wie Eltern und Lehrende mit Kindern über Kettenbriefe reden können
- Sprechen Sie das Thema von sich aus an, fragen Sie in der Klasse nach, welche Kettenbriefe gerade im Umlauf sind und erklären Sie, was Kettenbriefe sind. Kindern ist oft nicht bewusst, was hinter Kettenbriefen steckt und dass die darin beschriebenen Gefahren nichts mit der Realität zu tun haben.
- Nehmen Sie die Ängste Ihres Kindes bzw. Ihrer SchülerInnen ernst! Wenn ein Kind sich Sorgen macht, dass es selbst oder eine nahestehende Person sterben könnte, oder dass es in der Klasse unbeliebt wird, weil es eine Nachricht nicht weitergeschickt hat, dann sind diese Sorgen ganz real und oft auch sehr mächtig. Nicht immer ist es einfach, diese irrationalen Ängste mit vernünftigen Argumenten zu entkräften. Vielleicht hilft es aber, Geschichten aus der eigenen Vergangenheit zu erzählen, schließlich war jede bzw. jeder von uns in der eigenen Kindheit/Jugend mit Kettenbriefen (über andere Medien) konfrontiert und uns ist kein Unglück widerfahren.
- Diskutieren Sie mit Ihrem Kind bzw. Ihren SchülerInnen, welche Kettenbriefe weitergeschickt werden können – und welche nicht, legen Sie klare Regeln fest. Nicht alle Kettenbriefe sind bedrohlich bzw. bedenklich, manche sind einfach auch nur nett. Gehen Sie gemeinsam die Kettenbriefe durch, und üben Sie gemeinsam, gruselige Kettenbriefe nicht weiterzuschicken, um nicht noch weitere Kinder unnötig zu ängstigen. Kettenbriefe mit unangenehmen Inhalten sollten am besten einfach direkt gelöscht werden!
- Machen Sie Ihrem Kind immer wieder klar, dass nichts Schlimmes passiert, wenn man einen Kettenbrief nicht weiterschickt. Wenn Sie Ihr Kind begleiten, wird es im Laufe der Zeit die Sicherheit gewinnen, dass die in Kettenbriefen angedrohten Gefahren nicht real sind.
Übung für den Unterricht
Lassen Sie Ihre SchülerInnen als Kampfansage gegen Kettenbriefe im Chor schreien: „Kettenbriefe sind Lügen! Kettenbriefe sind Lügen!“ Das macht den Kindern Spaß und nimmt ihnen ein wenig die Angst vor derartigen Nachrichten.
Kettenbriefe - Von lieb über betrügerisch zu bedrohlich
- Der Klassiker: Die Warnung vor Gefahren
- Die Empörung: Zwischen Gerücht und Hass Posting
- Die Eventorganisation: „Am 23.9 ziehen alle pinke Oberteile an!“
- Der Angstmacher: Von Angst bis hin zur Panik
- Der Klick-Köder: Clickbaiting – Der Drang draufzuklicken
- Der Sozialbarometer: „Du bist nur beliebt, wenn du viele Herzchen bekommst“
- Der Gebühren-Schreck: Erhöhung der Gebühren/Löschung des Accounts bei WhatsApp