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Erpressung per Webcam: der „Sex-Scam“

Seit einiger Zeit häufen sich Vorfälle, bei denen Internetnutzer/innen zu Sexchats überredet und mit dem delikaten Bildmaterial anschließend erpresst werden. Unter den Betroffenen finden sich Erwachsene genauso wie Jugendliche.

Chatten via Webcam ist eine beliebte Form der Kommunikation. Mit Videochat-Apps für Smartphone und Tablet (z.B. Skype, Google Hangouts) geht das auch bestens von unterwegs. Videochatten ist ein gutes Rezept, um Fernbeziehungen am Leben zu erhalten, mit Freund/innen in Kontakt zu bleiben oder einfach nur miteinander zu tratschen. Es wird aber auch zunehmend für Cyber-Mobbing und Online-Erpressung benutzt.

Erpressung über Videochat

Seit einiger Zeit häufen sich Vorfälle, bei denen Videochat-Nutzer/innen mit delikatem Bildmaterial erpresst werden. Unter den Betroffenen finden sich Erwachsene genauso wie Jugendliche. Die Masche funktioniert immer gleich: Zuerst werden die Opfer über Soziale Netzwerke (z.B. Facebook) angeschrieben und zu einem vermeintlich privaten Videochat per Webcam überredet, manchmal sogar von den eigenen Freund/innen. Beim Videochatten werden sie dazu animiert, sich vor der Kamera auszuziehen oder sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen. Die Opfer wiegen sich in Sicherheit, weil sie mit dem/der Täter/in befreundet oder bekannt sind, oder weil das Gegenüber sogar selbst mitmacht.

Woran die Opfer nicht denken ist, dass der Chat keineswegs ein geschützter privater Raum ist! Der/die Chatpartner/in kann jederzeit einen Screenshot vom Videochat machen oder sogar einen Videomitschnitt.

Kurz darauf folgt die böse Überraschung: Die Täter/innen nehmen sehr bald nach dem Videochat Kontakt auf und decken die miese Masche auf, manchmal sogar noch während des Chats. Sie verlangen Geldzahlungen oder nötigen ihre Opfer zu neuen demütigenden Handlungen. Sie drohen damit, die peinliche Videoaufnahme über Soziale Netzwerke oder Videoplattformen zu verbreiten, oder direkt an die Freund/innen und Eltern des Opfers zu schicken. Die Täter/innen nutzen die Angst und Scham als Druckmittel, um ihre Forderungen durchzusetzen, oder amüsieren sich über die Opfer (z.B. bei Cyber-Mobbing).

Internationale Betrugsmasche

Mittlerweile wird diese Form der Erpressung auch im großen Rahmen von internationalen Betrugsbanden verwendet. Die Polizei warnt vor der „Sex-Falle Webcam“, in Deutschland und Österreich wurden bereits mehrere Anzeigen erstattet. Vor allem Männer werden über Soziale Netzwerke von attraktiven Damen kontaktiert und zu einem Flirt per Videochat überredet. Im Chat werden sie von der vermeintlichen Flirtpartnerin (oft wird nur ein Video abgespielt) zum Entkleiden oder zu sexuellen Handlungen überredet. Tun sie das, sitzen sie in der Falle – denn kurz darauf meldet sich eine Computerstimme, die Geldzahlungen über Bargeldtransferdienste wie etwa Western Union fordert, da ansonsten der mitgeschnittene Videochat öffentlich gemacht werden würde.

Häufig werden die delikaten Videos auch auf YouTube hochgeladen – vorerst eingestellt als „privat“. Im Titel und in der Videobeschreibung fügen die Erpresser/innen so viele Informationen über das Opfer ein, wie nur möglich. Dieser Link wird dann an das Opfer geschickt, was noch mehr Druck erzeugt.

Bereits ein Todesopfer

Im Sommer 2013 gab es in Schottland ein erstes Todesopfer nach einer Videochat-Erpressung. Ein 17-Jähriger fiel auf die miese Betrugsmasche herein und nahm sich das Leben, als der Druck zu groß wurde. Tatsächlich gibt es Fälle, in denen die Videos von Betrüger/innen veröffentlicht wurden, nachdem die Opfer nicht auf die Erpressungsversuche eingegangen waren.

Was können Opfer tun?

Wird man zum Opfer eines „Sex-Scams“, gilt es in erster Linie Ruhe zu bewahren und nicht auf die Forderungen der Erpresser/innen einzugehen! Das Bezahlen schützt nicht vor einer Veröffentlichung – ganz im Gegenteil, die Täter/innen werden immer mehr fordern und die Erpressung hört nie auf.

Weitere empfehlenswerte Schritte:

  • Sichere Beweise! Sichere relevante Beweismittel, damit du den Betrug belegen kannst: Screenshots der Betrüger-Accounts, das Chatprotokoll und den E-Mail-Verkehr.

  • Brich den Kontakt ab! Lösche oder entferne die Erpresser/innen sofort von deiner Freundes- bzw. Kontaktliste. Lasse dich auf keinen Fall zu weiteren Sex-Chats überreden.

  • Melde die Betrüger/innen! Melde Accounts von Erpresser/innen sofort an die Seitenbetreiber/innen.

  • Hol dir Hilfe! Wenn du nicht mit deiner Familie oder deinen Freund/innen sprechen möchtest, kannst du dir Hilfe bei professionellen Helplines wie 147 Rat auf Draht holen – dort wirst du anonym und kostenlos beraten.

  • Leg einen Google Alert für deinen Namen an! So wirst du über jedes neue Video oder jeden neuen Artikel mit deinem Namen informiert.

  • Kenne deine Rechte! Niemand darf unerlaubt Bilder oder Videos von dir ins Internet stellen, die dich bloßstellen (siehe: Recht am eigenen Bild).

  • Wenn du noch unter 18 Jahre bist: Nach §207a „Pornografische Darstellung Minderjähriger“ ist es verboten, pornografische Aufnahmen von minderjährigen Personen zu machen, zu besitzen und auch zu veröffentlichen.

  • Schalte die Polizei ein! Eine strafrechtliche Verfolgung solcher Erpresserbanden ist nur bei einer Anzeige möglich.

  • Warne andere! Wenn möglich solltest du Freund/innen und Bekannte warnen, damit diese nicht auf den Betrug hereinfallen.

Durch gesundes Misstrauen schützen

Um gar nicht in die Opferrolle zu kommen, ist eine gesunde Portion an Misstrauen nicht verkehrt. Wenn jemand sehr schnell einen freizügigen Videochat vorschlägt, ist das schon komisch. Spätestens, wenn man dazu aufgefordert wird, sich selbst vor der Kamera auszuziehen oder sexuelle Handlungen an sich vorzunehmen, sollten alle Alarmglocken schrillen und der Chat schnellstens beendet werden.


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