Mit Memes gegen den Schulfrust
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Was sind Memes?
Memes bezeichnen Wort-Bild-Kombinationen, die einen witzigen Beigeschmack haben sollen. Viele der Memes werden mit wohlbekannten Bildern erstellt – jedoch immer mit anderem Text. Dazu gibt es eigene Programme (sog. „meme generator“). Besonders häufig verbreitet sind mürrische Katzenbilder („grumpy cat“) oder Babys, die zornig mit dem Finger auf den/die Betrachter/in zeigen oder die Fäuste ballen. Häufig werden auch Figuren aus Filmen oder Serien wie Spongebob eingesetzt. Da diese Bilder meist urheberrechtlich geschützt sind, ist davon auszugehen, dass es sich dabei um Urheberrechtsverletzungen handelt. In Österreich sind diesbezüglich aber noch keine Fälle bekannt, wo dies zu Strafverfolgungen geführt hat.
Was sind Schul-Memes?
Immer schon haben Jugendliche Ort und Möglichkeiten gefunden, ihren Unmut über Lehrende, die Schule oder Kolleg/innen sichtbar zu machen. Dies ist keine Erfindung des Internet-Zeitalters. Schul-Memes sind lediglich eine neue – teils humorvolle – Strategie dafür, andere oder auch sich selbst aufs Korn zu nehmen. Die Botschaft kann dabei mehr oder weniger freundlich ausfallen – je nachdem von wem die Memes stammen. Viele Bildnachrichten sind anonym und generisch gehalten, andere jedoch nehmen ganz bestimmte Lehrpersonen (mit Namen!) auf die Schippe – nicht immer nur auf witzige Weise, sondern durchaus auch übergriffig und verunglimpfend.
Veröffentlicht werden solche Bilder in der Regel auf Seiten, von denen Schüler/innen annehmen, dass Lehrende diese nicht kennen oder auffinden können. Neben Instagram sind dies auch eigene Webseiten, auf denen solche Meme-Sammlungen veröffentlicht werden.
Wie auf beleidigende Schul-Memes reagieren?
Nicht alle Memes, die über die Schule oder konkrete Lehrpersonen veröffentlicht werden, sind automatisch problematisch. Oft reicht es, den Schüler/innen zu signalisieren, dass man die Bilder kennt und sich davon nicht verunsichern lässt. Das macht Lehrpersonen schnell uninteressant für weitere Spaß-Bildchen.
Überschreiten die Memes aber Grenzen und sind persönlich und beleidigend, so ist eine Reaktion der Lehrenden oder Schulleitung absolut notwendig!
Folgende Fragen können dabei helfen, die richtige Entscheidung zu treffen:
1. Ist der Account überhaupt noch aktiv? (in den letzten 1-2 Monaten)
- Ja
- Nein
- Nicht zu erkennen
Ist ein Account schon seit einiger Zeit nicht mehr aktiv ist es dennoch sinnvoll, diesen löschen zu lassen oder an den/die Seitenbetreiber/in zu melden. Unter Umständen ist es aber eher kontraproduktiv, die Schüler/innen darauf anzusprechen – da man so eine bereits vergessene Sache wieder aufwärmt. Meist empfiehlt es sich, in solchen Fällen Präventivmaßnahmen zu setzen. Zum Beispiel indem man das Recht am eigenen Bild und Urheberrechtsverletzungen – mit dem Hinweis auf beleidigende Memes – thematisiert.
2. Wie viele Follower und Zuschauer hat der Account?
- Nur wenige Schüler/innen
- Eine Menge – vermutlich die gesamte Schule
- Vermutlich die ganze Region
Je größer die Zuschauerschaft, desto schneller sollte reagiert werden! Ein solches Meme kann nicht in Ordnung sein – den Schüler/innen sollten mögliche Konsequenzen klargemacht werden! Ist das Publikum nur klein, reicht es eventuell, den Adressatenkreis direkt anzusprechen – sofern man diesen kennt. Kennt man die Schüler/innen nicht, so kann es hilfreich sein, allgemein mit Konsequenzen zu drohen, sollten die Memes bis zu einem bestimmten Zeitpunkt immer noch online sein.
3. Welcher Natur sind die Inhalte?
- Persönlich beleidigender Natur (für bestimmte Lehrpersonen, die auch als solche identifizierbar sind)
- Allgemeiner Natur (ohne direkt bestimmte Personen anzusprechen, aber dennoch mit bedenklicher Botschaft)
- Harmloser Natur
Eine Abwägung zwischen persönlicher Betroffenheit der Lehrenden und den Inhalten der Memes ist sinnvollerweise durch die Direktion vorzunehmen. Nicht immer ist die Beurteilung einfach. Es kann auch sein, dass die Unmutsäußerungen, die Schüler/innen in einem Meme machen, als solche berechtigt sind – auch wenn die Form nicht angemessen ist.
4. Welche Lehrkräfte betrifft es?
- Lehrkräfte, die aufgrund ihrer Art zu unterrichten immer wieder kritisiert werden, aber keine Bereitschaft zu Veränderungen zeigen
- Lehrpersonen, die eigentlich ein gutes Vertrauensverhältnis zu ihren Schüler/innen haben und vor denen sich die Schüler/innen nicht fürchten
Betreffen die Memes vor allem Lehrende, die immer wieder für ihre Art zu unterrichten kritisiert werden, so sind der Direktion Maßnahmen in beide Richtungen zu empfehlen: Die Schüler/innen müssen in ihrer Unmutsäußerung ernst genommen werden, die Lehrenden beim Schutz der eigenen Person unterstützt werden.
Lehrpersonen, die ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Schüler/innen haben, sollten diesen Vertrauensbruch direkt ansprechen. Es kann dabei auch hilfreich sein, die moralische Komponente, dass man für nachkommende Schüler/innengenerationen das angenehme Schulklima gefährdet, anzusprechen.
5. Welche Maßnahmen wurden schon ergriffen?
- Account wurde im Sozialen Netzwerk gemeldet
- Schüler/innen, die dahinter vermutet wurden, wurden persönlich/einzeln zur Rede gestellt (evtl. mit zeitlicher Aufforderung, die Seiten wieder zum Verschwinden zu bringen)
Je nach bereits erfolgten Maßnahmen müssen weitere Überlegungen angestellt werden. Haben sich bereits Gespräche mit den möglichen Täter/innen als erfolglos erwiesen, so muss eine nächste Eskalationsstufe in Angriff genommen werden.
6. Was steht in der Hausordnung?
- „Fotos und Video-Aufnahmen dürfen nicht veröffentlicht werden, wenn die abgebildeten Personen nicht einverstanden sind.“
- Unser Motto „Wir geben Cyber-Mobbing keine Chance“ ist überall im Schulhaus sichtbar.
- Wir führen regelmäßig Präventionsmaßnahmen durch.
- Bislang wird der Umgang mit Bildern und Cyber-Mobbing nicht ausdrücklich thematisiert.
Gibt es keine Verhaltensvereinbarungen bezüglich dem Umgang mit Bildern, Cyber-Mobbing etc. so ist es höchste Zeit, diese in Angriff zu nehmen! Manchmal kann es hilfreich sein, ein wenig Zeit verstreichen zu lassen, um ohne den aktuellen Anlass anzusprechen, längerfristig gültige Vereinbarungen entwickeln zu können.
Maßnahmen gegen Verunglimpfungen mittels Memes
Folgende Maßnahmen sind im Zusammenhang mit Verunglimpfungen von Lehrenden sinnvoll:
Bilder/Account melden und löschen
- Melden Sie Memes direkt an das jeweilige Soziale Netzwerk (Nutzen Sie hierfür unsere Schritt-für-Schritt-Anleitungen!) und fordern Sie die Betreiber/innen zur Löschung auf. Auf Instagram ist dies beispielsweise auch ohne einen eigenen Account möglich.
- Sollte eine Meldung im Sozialen Netzwerk selbst nicht wirksam sein, wenden Sie sich an die Internet Ombudsstelle (www.ombudsstelle.at)!
Schulinterne Maßnahmen
- Informieren Sie die Direktion oder die Personalvertretung über die bestehende Situation. Überlegen Sie gemeinsam mit der Direktion, welche Maßnahmen gesetzt werden können.
- Sprechen Sie mit den Eltern und Schüler/innen! Legen Sie dabei auch die rechtliche Situation dar und zeigen Sie den Schüler/innen mögliche Konsequenzen auf.
- Gehen Sie der Sache auf den Grund: Welche Gründe könnte es haben, dass Schüler/innen eine Lehrkraft im Visier haben? Könnte eine berechtigte Kritik dahinterstehen? Wie kann man damit umgehen?
- Leiten Sie eine Disziplinarkonferenz ein: Überlegen Sie eventuell Maßnahmen zur Wiedergutmachung.
Verhaltensvereinbarungen entwickeln
Die Verunglimpfung von Lehrenden ist nicht das einzige Problem von Schulen, auch Schüler/innen sind häufig von Mobbing betroffen (Cyber-Mobbing). Es ist daher sinnvoll allgemeine Verhaltensvereinbarungen aufzustellen. Besonders zu beachten sind dabei folgende Bereiche:
- Umgang mit Bildern: Veröffentlichung von Fotos/Videos nur mit Zustimmung der abgebildeten Personen
- Digitale Geräte während des Unterrichts: nur dann in Verwendung, wenn diese gerade gebraucht werden, ansonsten sollten diese außer der Reichweite der Schüler/innen und Lehrpersonen sein
Fazit
Je offener und transparenter mit verunglimpfenden Inhalten gegen jegliche Personen(gruppen) umgegangen wird, desto früher können Vorfälle gestoppt werden. Dazu zählt auch, dass Lehrende ein offenes Ohr, Auge und Herz für die (digitale) Welt der Kinder und Jugendlichen haben. So können allfällige Veröffentlichungen von Memes etc. von der Schulleitung schneller richtig eingestuft werden und auch die Schüler/innen wissen, dass verunglimpfende Postings für sie negative Folgen haben können.