Auf viele Eltern wirkt das Spieleverhalten der eigenen Kinder besorgniserregend, vor allem dann, wenn sie selbst keine digitalen Spiele spielen. Sie sind unsicher, welche Auswirkungen digitale Spiele auf die Kinder haben könnte und wissen oft nicht genau, wie Sie auf diese Ungewissheit reagieren sollen.
Anregungen für den Erziehungsalltag
- Interesse zeigen.
Lassen Sie sich die Spiele von Ihrem Kind erklären und probieren Sie diese gemeinsam aus. Dann fällt es Ihnen auch leichter, mit Ihrem Kind über die Spieldauer zu „verhandeln“ („Noch bis zum nächsten Level/Speicherpunkt", „Dieses Leben noch" etc.). Gleichzeitig verstehen Sie durch gemeinsames Spielen besser, warum Ihr Kind gerne am Computer oder am Handy spielt. - Regeln ausmachen.
Umso besser Sie als Eltern über das Lieblingsspiel Ihres Kindes Bescheid wissen, desto leichter fällt es Ihnen, klare Regeln zu vereinbaren. Kinder freuen sich selten über Regeln, weil sie diese (zunächst) nur als Einschränkung erleben. Nutzen Sie Ihre positiven Erfahrungen aus anderen Erziehungsbereichen! - Reden statt verbieten.
Durch Computer- oder Handy-Spiele alleine wird Ihr Kind nicht gewalttätig. Wenn Sie ein Spiel nicht gut finden, Ihr Kind aber davon fasziniert ist, wird ein reines Verbot meist wenig oder nur kurzfristig etwas bewirken. Sprechen Sie lieber mit Ihrem Kind darüber und erklären Sie ihm Ihre Sorgen und Bedenken. - Alternativen anbieten.
Suchen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind nach konkrenten alternativen Freizeitaktivitäten – und lassen Sie sich nicht verunsichern, wenn Ihr Kind Ihre Angebote nicht sofort freudig annimmt. Der Spaß an alternativen Beschäftigungen kommt oft erst beim (gemeinsamen) Tun – haben Sie Geduld und Vertrauen und überwinden auch Sie Ihren eigenen Schweinehund. - Vergleichen.
Würden Sie es auch bedenklich finden, wenn Ihr Kind mehrere Stunden am Tag liest oder Fußball spielt? - Gewohnheiten hinterfragen.
Reflektieren Sie gemeinsam mit Ihrem Kind alltägliche Mediengewohnheiten und nehmen Sie dabei Ihre eigenen nicht aus. Sie leben Ihrem Kind immer auch einen bestimmten Medienkonsum vor, den es sich abschaut, auch wenn Sie vielleicht keine digitalen Spiele spielen. Seien Sie sich Ihrer wichtigen Vorbildfunktion bewusst. - Eigene körperliche Grenzen erkennen.
Kinder (vor allem vor der Pubertät) sind in der Regel gut dazu in der Lage, an ihren eigenen (körperlichen) Grenzen zu erkennen, wann das Spielen zu viel wird. Unterstützen Sie Ihr Kind dabei, diese ernst zu nehmen und etwas anderes zu tun: Bewegung, raus gehen, gemeinsame Aktivitäten etc. Das kann auch bedeuten, dass Sie sich selbst aufraffen müssen, andere Tätigkeiten auf später verschieben und gemeinsam etwas mit Ihrem Kind unternehmen. - Krisenzeichen erkennen.
Überlegen Sie: Kann das „Sucht“-Verhalten Ihres Kindes ein Anzeichen für Krisen oder andere Probleme sein? Ist es ein Warnsignal für ganz andere Bereiche, die erst durch den Rückzug in das Spiel sichtbar werden? Unterstützen Sie Ihr Kind in dieser Situation, zeigen Sie ihm, dass es Schwierigkeiten meistern kann und nicht davor davonzulaufen braucht. - Sucht erkennen.
Sucht ist eine Krankheit, aus der Betroffene ohne Hilfe nur sehr schwer herauskommen. Lange spielen zu wollen, hat aber noch nicht unbedingt etwas mit Sucht zu tun. Ist Spielen allerdings über einen längeren Zeitraum hinweg das Einzige, was Ihr Kind tun will und leiden wichtige Lebensbereiche Ihres Kindes (Schule, Freundschaften, etc.) darunter, dann ist Ihr Handeln gefordert. Die medizinische Diagnose können nur Fachkräfte stellen! Unterstützen kann in diesem Fall auch Rat auf Draht, erreichbar unter der kostenlosen Telefonnummer 147 (ohne Vorwahl). - Akzeptieren.
Irgendwann wendet sich jedes Kind mehr oder weniger von den Eltern ab und findet andere Aktivitäten interessanter und spannender. Finden Sie hier einen neuen Umgang miteinander.