YouTuber/innen vermitteln ihren Fans, dass sie Stars zum Anfassen sind und die Idee auf diese scheinbar einfache Art berühmt zu werden, fasziniert viele Jugendliche. Eltern machen sich Sorgen und fragen sich: Wo liegen die Gefahren, soll ich erlauben, dass mein Kind auf YouTube ist? Wir haben für Sie deshalb die wichtigsten Informationen und Tipps rund um einen eigenen YouTube-Kanal zusammengefasst. Helfen Sie Ihrem Kind, seinen Auftritt auf YouTube gut vorzubereiten und vereinbaren Sie klare Spielregeln.
1. Erwartungen abklären
Bei manchen ist es der Drang nach Selbstdarstellung und der Traum ein YouTube-Star zu werden. Anderen geht es um ein Einkommen oder darum sich in einer Community austauschen zu können. Die Gründe für den Wunsch YouTuber/in zu werden können sehr unterschiedlich sein. Die Bandbreite an YouTube Auftritten reicht von Do it Yourself-Tutorials über Tipps zu Beauty and Lifestyle, Kanälen zu Computerspielen wie Let’s Play, hin zu Comedy Auftritten und Pranks (Streiche).
Um professionelle/r YouTuber/in zu werden, ist meist ein großer Zeitaufwand (Dreh, Schnitt, Vertonung, etc.) erforderlich, viele investieren auch regelmäßig Geld in technisches Equipment und natürlich braucht es die richtige Portion Glück um das gewünschte Zielpublikum zu erreichen.
- Tipp: Sprechen Sie mit Ihrem Kind auch darüber, was es bedeuten kann, berühmt zu sein. Youtube-Stars stehen unter einem großen Druck. Ihre Privatsphäre wird von öffentlichem Interesse, sie stehen unter Stress ihre Follower/innen zu unterhalten und müssen mit viel Konkurrenz zurecht kommen.
- Tipp: Man sollte darauf gefasst sein, nicht immer die Reaktionen zu erhalten, die man sich wünscht. Deaktivieren Sie gegebenenfalls die Kommentarfunktion unter den Videos und schränken Sie die Sichtbarkeit von sensiblen Beiträgen ein.
2. Privatsphäre auf YouTube schützen
Gleich zu Beginn ist es wichtig darauf zu achten, dass der Benutzername auf Youtube keinen Rückschluss auf das Alter, den Wohnort oder die Schule eines Kindes zulassen.
Auch die Umgebung, in der gefilmt wird, sollte bewusst gestaltet werden. Besonders beim Filmen in der eigenen Wohnung ist darauf zu achten, dass kein Rückschluss auf die Wohnadresse und -situation möglich ist. Spezielle Einrichtungsgegenstände oder wertvolle Besitztümer sollten aus Vorsicht vor Einbrechern nicht gezeigt werden.
Die Standardeinstellung bei Uploads von Videos auf YouTube ist „öffentlich“ – jeder kann damit Videos sehen, die Ihr Kind hochgeladen hat. Videos können aber auch als „privat“ eingestellt werden. Private Videos können so nur von ausgewählten Nutzer/innen gesehen werden und sie können nicht kommentiert werden. Schließlich können Videos auch als „nicht-gelistet“ festgelegt werden. Zugriff auf nicht gelistete Videos hat nur, wer den direkten Link dazu hat.
- Tipp: Veröffentlichen Sie die ersten Videos gemeinsam mit Ihrem Kind nur als „privat“ bis mehr Übung und Routine im Spiel ist und Sie besser einschätzen können, was davon zu halten ist.
YouTube-Videos werden möglicherweise lange im Internet zu finden sein – auch, wenn sie auf YouTube schon gelöscht wurden. Das Internet vergisst nicht und eventuell können solche Aufnahmen in der Zukunft schaden, zum Beispiel bei der Jobsuche.
- Tipp: Auf Aufnahmen, die einem später unangenehm sein könnten, sollte verzichtet werden. Auf freizügige Aufnahmen sollten Kinder auf jeden Fall verzichten.
3. Urheberrechte beachten
Es gilt eine Reihe an rechtlichen Fragen zu beachten, bevor Videos hochgeladen werden. Wird das Video mit Musik hinterlegt, muss jedenfalls das Urheberrecht eingehalten werden. Das Verwenden von urheberrechtlich geschützten Liedern oder auch Filmsequenzen ist nicht möglich, ohne zuvor von den Rechteinhaber/innen die Erlaubnis einzuholen. Es ist wichtig sich daran zu halten, denn es drohen teure Abmahnungen. Auch das Singen von Cover-Versionen kann urheberrechtlich problematisch sein. Am besten ist es deshalb, in Videos nur eigene Musik oder solche aus der Audio-Bibliothek des YouTube Video Editors laufen zu lassen.
- Tipp: Eine Alternative sind Musikstücke, die unter einer Creative Commons-Lizenz veröffentlicht wurden. Diese dürfen kostenlos und legal verwendet werden, sofern die urheberrechtlichen Bedingungen beachtet werden. Hier finden Sie Tipps zu solchen Datenbanken.
Bei Let’s Plays, also dem Durchspielen von Computerspielen, sollte schon vorher recherchiert werden, welche Spielebetreiber eventuell Probleme machen könnten. Die meisten tolerieren allerdings, wenn Szenen oder Mitschnitte aus ihren Spielen gezeigt werden.
Zuerst Urheberrechte klären, dann evtl. sogar gemeinsam mit dem Kind in die Spielewelt eintauchen:
4. Rechte und Privatsphäre von anderen schützen
Es ist wichtig zu wissen, dass niemand ohne sein Einverständnis gefilmt werden darf. Es gilt das „Recht am eigenen Bild“. Das betrifft Freund/innen oder auch kleinere Geschwister, die durchs Bild laufen könnten. Aufnahmen von Personen unter 13 Jahren sind grundsätzlich nicht erlaubt.
Auch Aufnahmen, die andere bloßstellen oder herabsetzen, dürfen nicht veröffentlicht werden. Bei Video-Streichen („Pranks“), sollten die Personen auf jeden Fall anonymisiert werden, zum Beispiel durch Verpixelung.
- Tipp: Falls sich Personen, die im Video zu sehen sind beschweren und die Löschung verlangen, sollte das Video auch unbedingt sofort entfernt werden.
- Tipp: Überlegen Sie mit Ihrem Kind, wo gefilmt werden soll. An manchen Orten, wie Parks, Bibliotheken oder Sportanlagen, braucht es eine Drehgenehmigung.
Weitere Tipps für Eltern:
- Selbst erkunden. Machen Sie sich schlau, welche YouTube-Stars Ihre Kinder faszinieren. Sehen Sie sich Live Streamings an, erkunden Sie die Let’s Play-Stars und hören Sie, welche Tipps in einem Beauty- und Lifestyle-Kanal gegeben werden. Informiert sein hilft eine gute Gesprächsbasis zu finden.
- Das Positive erkennen. YouTube-Videos produzieren und online stellen kann ein sehr kreativer Prozess sein. Außerdem lernen die Kinder den Umgang mit Medien und neuen Technologien, was auch für den beruflichen Werdegang zunehmend an Bedeutung gewinnt.
- Weiterbilden. Egal ob Webinare oder Schulungen: für Eltern gibt es zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten im digitalen Bereich: Beispielsweise die Webinare von digi4family oder Saferinternet.at sowie die kostenlosen Schulungen von „A1 Internet für Alle“.
- Gemeinsam erproben. Es ist gar nicht so einfach einen professionellen Youtube-Auftritt hinzulegen. Belassen Sie es nicht bei Ratschlägen, sondern unterstützen Sie Ihr Kind bei den ersten Beiträgen. So können Sie auf den Schutz der Privatsphäre achten, entdecken aber vielleicht auch ungeahnte Talente Ihres Kindes.
Weiterführende Links
- Elternratgeber „Frag Barbara!“: Mein Kind will YouTuber werden (Video)
- Saferinternet.at: Tipps für Eltern – Wie Kinder und Jugendliche YouTube nutzen
- Saferinternet.at/Werdedigital.at: Webinar „Jugendliche in YouTube & YouNow“ (YouTube)
- Saferinternet.at: Mehr zum Thema Urheberrechte
- Klicksafe.de: Was sind Let´s plays?
- Saferinternet.at: Info-Folder für Jugendliche zu „YouTube“ (pdf)
- Saferinternet.at: InfoFolder für Jugendliche „Bilder & Videos im Netz“ (pdf)
- ISPA.at: Ratgeber „Urheberrecht. 24 Fragen und Antworten.“ (pdf, 2.5 MB)
- Elternratgeber „Frag Barbara!“: YouTube – Niemals ohne Eltern (Video)
- Saferinternet.at: Privatsphäre-Leitfaden „Sicher unterwegs auf YouTube“ (pdf)
- Saferinternet.at: Erklärvideo zum Thema Urheberrecht (YouTube)
- Saferinternet.at: Was sind „Creative Commons“-Inhalte und wie darf ich sie nutzen?
- Saferinternet.at: Was ist das „Recht am eigenen Bild“?
- Watchlist Internet: Gefälschte YouTube-Abmahnungen im Umlauf
- Stopline: Anonyme Meldestelle gegen Kinderpornografie und Nationalsozialismus im Internet