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Was Eltern und Lehrende über Pokémon Go wissen müssen

Digitale Spiele

Die Spiele-App Pokémon Go ermöglicht auch in der realen Welt die Jagd auf die kleinen Monster und sorgt gerade weltweit für Furore. Wir erklären, was hinter dem Hype steckt und haben Tipps für Eltern und Lehrende zusammengestellt.

Pikachu, Glumanda & Co: Schon seit rund 20 Jahren machen begeisterte SpielerInnen in verschiedenen Computer- und Konsolenspielen Jagd auf Pokémon – kleine Monster, die es zu fangen, sammeln und trainieren gilt. Die neu erschienene Spiele-App „Pokémon Go“ holt das Pokémon-Abenteuer erstmals auf das Smartphone und verbindet die virtuelle Pokémon-Welt mit der realen Umgebung der SpielerInnen. 

Seit der Veröffentlichung Anfang Juli 2016 ist ein regelrechter Hype um die App entstanden. Gleichzeitig ranken sich viele Gerüchte und Unsicherheiten rund um Pokémon Go – vor allem im Hinblick auf Datenschutz und Privatsphäre. Wir haben die wichtigsten Informationen und Tipps zusammengefasst.

Was ist Pokémon Go?

Pokémon Go ist eine ortsbasierte Spiele-App für das Smartphone, bei der Realität und Spiel miteinander verschmelzen. Im Fachjargon nennt sich dies „Augmented Reality“, in etwa „erweiterte Wirklichkeit“: Die SpielerInnen bewegen sich auf einer virtuellen Landkarte, die aber auf der realen Umgebung basiert. Damit das Ganze funktioniert, muss am Handy permanent der GPS-Empfang aktiviert sein. In dieser Welt begegnen NutzerInnen auf Schritt und Tritt einem Pokémon. Richtet man die Handykamera auf das Monster, wird es am am Handy-Display in die Aufnahme von der echten Welt eingebaut. Ziel des Spiels ist es, möglichst viele Pokémon zu fangen, zu sammeln und zu trainieren. Aktuell gibt es rund 150 verschiedene Monster zu entdecken, die je nach Eigenschaften und Stärken an unterschiedlichen Orten anzutreffen sind (z. B. in der Stadt, am Feld, am Flussufer etc.). Die SpielerInnen erhalten an PokéStops im ganzen Land Ausrüstungsgegenstände und können in Pokémon-Arenen gegen andere Pokémon-TrainerInnen antreten.

Was kostet Pokémon Go?

Der Download der App sowie die laufende Nutzung sind prinzipiell kostenlos. Allerdings können im Laufe des Spiels verschiedene Spielgegenstände käuflich erworben werden, z. B. ein Tool, das Pokémon anlockt. Bezahlt wird in der App mit Pokémünzen – diese kann man zwar in der App erspielen, schneller geht es aber, die Pokémünzen um reales Geld per In-App-Kauf zu erstehen. Allerdings behält sich Spieleentwickler Niantic vor, einzelne Spieledienste jederzeit wieder einzustellen – bereits getätigte In-App-Käufe würden in diesem Fall nicht rückerstattet werden. Tipp: Um unerwünschte Kosten zu vermeiden, können auf jedem Smartphone die In-App-Käufe deaktiviert werden.

Warum ist Pokémon Go so beliebt?

Die App kombiniert verschiedene Vorzüge, die die Pokémon-Jagd insgesamt für verschiedene Zielgruppen sehr reizvoll machen. Da ist zum einen die Faszination „Augmented Reality“ – die virtuellen Pokémon werden mithilfe der App auch in der realen Welt „greifbar“. Darüber hinaus spielt auch der soziale Faktor eine wichtige Rolle: Man erlebt beim Spielen gemeinsame Abenteuer, ist mit anderen SpielerInnen draußen unterwegs und tauscht Erfahrungen aus. Pokémon Go zehrt aber auch von der Vergangenheit: So ist die App besonders bei jungen Erwachsenen beliebt, die Pokémon in ihrer Kindheit als Gameboy-Spiel kennen und lieben gelernt haben. Und last, not least bedient Pokémon Go natürlich auch den Sammeltrieb des Menschen – ganz nach dem Motto: „Schnapp sie dir alle!

Gibt es eine Altersbeschränkung?

Laut Nutzungsbedingungen darf Pokémon Go ab 13 Jahren genutzt werden. Dieses Mindestalter spielt allerdings in der Praxis kaum eine Rolle, da auch jüngere Kinder die App ohne Altersnachweis herunterladen und verwenden können.

Möchten Eltern ihrem jüngeren Kind ganz offiziell die Nutzung von Pokémon Go erlauben, können sie ein eigenes „Kind-Konto“ einrichten. Dazu muss zunächst ein Konto im „Pokémon Trainer Club“ angelegt werden, danach kann ein zusätzliches Konto für das Kind hinzugefügt werden. Die Eltern stimmen dabei im Namen ihres Kindes den Nutzungsbedingungen zu und erteilen damit ihre Zustimmung zur Nutzung. Achtung: Auch mit dem „Kind-Konto“ kann der volle Funktionsumfang der App genutzt werden, einschließlich In-App-Käufe!

Welche Risiken gibt es bei der Nutzung?

Wie andere Spiele-Apps birgt auch Pokémon Go gewisse Gefahren, über die Eltern mit ihren Kindern unbedingt sprechen sollten.

Im Laufe des Spiels trifft man zwangsläufig auf andere SpielerInnen in der realen Welt, etwa an einem beliebten PokéStop. Es bleibt natürlich immer das Risiko, dass andere solche Situationen ausnützen. Werden bei der Pokémon-Jagd besonders entlegene oder bisher unbekannte Orte erkundet, sollte man am besten befreundete SpielerInnen mitnehmen und auch Außenstehende über den Ausflug informieren. Enthusiastische Pokémon-SammlerInnen geraten im Eifer des Gefechts manchmal auch in brenzlige Situationen – besonders im Straßenverkehr empfiehlt es sich, regelmäßig den Blick vom Smartphone zu lösen und auf die Umgebung zu achten. Fremde Grundstücke oder abgesperrtes Areal sollten besser nicht betreten werden – auch wenn einem dadurch ein Pokémon entwischt. Pokémon Go animiert zum ständigen Weiterspielen – SpielerInnen sollten daher laufend versuchen, das eigene Spielverhalten zu reflektieren und eventuell durch andere Aktivitäten auszugleichen. Wenn sich bei den eigenen Kindern plötzlich alles nur noch um die kleinen Monster dreht, sollten Eltern eine Alternative anbieten – etwa einen Ausflug ins Freibad oder in den Zoo zu den echten „Pokémon“.

Wie steht es um den Datenschutz?

Wie bei vielen anderen Apps werden auch bei Pokémon Go verschiedene NutzerInnen-Daten gesammelt und gespeichert. ExpertInnen äußern vor allem im Hinblick auf die Fülle an GPS-Daten Bedenken. Die laufende Standortbestimmung mittels GPS ist für das Spiel unerlässlich – ein anonymes Spielen ist nicht möglich. Anhand der Datenmenge können detaillierte Bewegungsprofile einzelner NutzerInnen erstellt und verarbeitet werden. Derzeit ist noch nicht eindeutig vorhersehbar, wie diese Daten in Zukunft genutzt werden. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass personenbezogene oder ortsbasierte Daten künftig auch für personalisierte Werbung oder andere Zwecke genutzt werden.

Soll ich meinem Kind Pokémon Go erlauben?

Kommen neuartige Apps oder Technologien auf den Markt, reagieren viele Eltern zunächst mit Skepsis – und das ist auch nicht verkehrt. Grundsätzlich bietet Pokémon Go aber viele Vorteile, so werden etwa Kinder und Jugendliche zur Bewegung im Freien animiert (Stichwort: „Spazierengehen mit Sinn“). Ob das Spiel für den eigenen Nachwuchs geeignet ist, hängt natürlich immer auch vom Entwicklungsstand und der Reife des Kindes ab. Im Einzelfall können also die Eltern am besten entscheiden. Es lohnt sich auf jeden Fall, dem Pokémon-Fieber offen und gelassen zu begegnen und die App einfach einmal selbst auszuprobieren – am besten bei einem gemeinsamen Spaziergang mit dem Nachwuchs.

Was hat es mit den Gruppen-„Raids“ auf sich?

Bei Pokémon GO hat es im Juli 2017 ein neues Update gegeben: Mit sogenannten „Raid“-Kämpfen kann neu in Teams von bis zu 20 Personen gekämpft werden. Raid-Kämpfe bzw. Raids (zu Deutsch „Schlachtzug“ oder „Raubzug“) sind neue, kooperative In-Game-Ereignisse in Pokémon GO. Um einen Raid zu gewinnen, muss ein Gegner besiegt werden. Dabei erhalten SpielerInnen Hilfe von anderen TrainerInnnen bzw. unterstützen sich gegenseitig mit ihren Pokémon. Nach einer erfolgreichen Mission erhält man spezielle Items und kann mit etwas Glück den Gegner fangen.
Neu ist also, dass Pokemon GO-SpielerInnen nicht mehr alleine unterwegs sind, sondern Gruppen mit Menschen bilden, die sie nicht kennen. Es gibt auch schon viele WhatsApp- und Facebook-Gruppen, in welchen zu den Raids aufgerufen wird. Diese neue Spielart ist vor allem für Kinder bedenklich. Sie sollten auf jeden Fall befreundete SpielerInnen mitnehmen und Außenstehende über ihren Aufenthaltsort informieren!