Inhalt (Accesskey 0) Hauptnavigation (Accesskey 1)

Ratgeber: Was Eltern über Twitch wissen müssen

Eltern Soziale Netzwerke

Twitch ist längst nicht mehr nur bei GamerInnen beliebt. Wir erklären, wie die Live-Streaming-Plattform genutzt wird und geben Tipps zum sicheren Umgang.

Was ist Twitch?

Bei Twitch handelt es sich um ein Streaming-Portal – also eine Online-Plattform, auf der Videos live übertragen werden. Besonders beliebt ist Twitch bei Gamerinnen: Viele filmen sich in sogenannten „Let’s Plays“ beim Zocken von Computerspielen und kommentieren dabei ihr Spielerlebnis oder schauen anderen SpielerInnen beim Spielen zu. Da die Videos grundsätzlich live übertragen werden, kann man über die Chatfunktion direkt mit den Streamerinnen kommunizieren.

Neben der Übertragung von Videospielen gibt es auf Twitch inzwischen aber auch Streams zu vielen anderen Themen: vom DJ, der eine professionelle Live-Show macht, über große E-Sport-Turniere bis hin zu Koch- und Bastel-Videos oder Talkshows, die in kleiner oder großer Runde eine Live-Interaktion mit dem Publikum ermöglichen – die Formate, die man auf Twitch findet, sind inzwischen sehr breit gefächert.

Twitch gehört seit 2014 zu Amazon. Sind das Amazon- und Twitch-Konto miteinander verknüpft so gibt es noch mehr Funktionen.

Warum ist Twitch so beliebt?

Live dabei zu sein und mit Gleichgesinnten direkt in Kontakt zu treten – das macht Twitch für Jugendliche so spannend und unterhaltsam. Das breite Angebot an Streams sorgt für Abwechslung und ermöglicht es, sich mit anderen über Hobbys und Interessen auszutauschen. Es gibt also eine sehr große Nähe zur Community – und sogar mit den eigenen Idolen können die Jugendlichen per Chat persönlich kommunizieren. Zugleich kann man auf Twitch sehr einfach selbst Videos streamen. Sich selbst zu präsentieren, die eigenen Fähigkeiten zu zeigen und damit vielleicht sogar als InfluencerIn Geld zu verdienen, kann für Jugendliche ebenfalls sehr reizvoll sein.

Gibt es eine Altersbeschränkung?

Laut den allgemeinen Geschäftsbedingungen ist Twitch erst ab einem Mindestalter von 13 Jahren erlaubt, wobei Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren das Portal nur unter Aufsicht eines Erziehungsberechtigten nutzen dürfen. Allerdings ist für das bloße Anschauen von Streams keine Anmeldung erforderlich. In der Praxis können also auch jüngere NutzerInnen jederzeit auf alle Inhalte zugreifen – auch auf solche, die eigentlich einer Altersbeschränkung unterliegen. Nur wenn man zusätzliche Funktionen nutzen will – z. B. zum Chatten oder um selbst zu streamen – muss man sich registrieren. Bei der Registrierung muss dann auch das Geburtsdatum angegeben werden. Eine Überprüfung der Altersangabe findet allerdings nicht statt.

Welche Risiken gibt es bei der Nutzung?

Wie alle Online-Plattformen birgt auch Twitch gewisse Gefahren, über die Eltern mit ihren Kindern offen sprechen sollten.

Versteckte Werbung

Auch auf Twitch findet Influencer-Marketing statt – z. B. bewerben SpielerInnen bestimmte Games oder Spiele-Zubehör. Für Jugendliche ist oft nur schwer erkennbar, dass es sich dabei um werbliche Inhalte und nicht bloß um persönliche Spiele-Empfehlungen ihrer Lieblings-StreamerInnen handelt.

Sensibilisieren Sie Ihr Kind daher für das Thema Influencer-Marketing: Üben Sie gemeinsam, Werbung zu erkennen und Produktplatzierungen zu hinterfragen – am besten spielerisch!

Unerwünschte Kontaktaufnahme

Wie in anderen Online-Communities kann es auch auf Twitch zu unerwünschten Kontakten kommen. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jugendliche Opfer von sexueller Belästigung, Cyber-Mobbing, Bedrohung oder Erpressung werden, ist hier aber nicht höher als auf anderen Plattformen.

Neben einem offenen Gespräch mit Ihrem Kind über mögliche Gefahren, gibt es auch einige technische Einstellungen auf Twitch, die hilfreich sein können. In den Privatsphäre-Einstellungen können sowohl bestimmte BenutzerInnen blockiert werden als auch generell private Chat-Nachrichten von Fremden. Zudem lässt sich der Erhalt von Geschenk-Abos auf Kanäle beschränken, denen man folgt.

Problematische Inhalte

Zwar schreiben die Community-Richtlinien von Twitch vor, dass Gewalt, sexuelle Inhalte, hasserfülltes Verhalten und andere extreme Verhaltensweisen verboten sind. Da die Videos live übertragen werden, kann Twitch diese allerdings nicht im Vorhinein überprüfen – es kann daher sein, dass auch problematische Inhalte gestreamt werden. Weil Twitch für das bloße Zuschauen keine Registrierung vorschreibt, können Jugendliche zudem auch altersunangemessene Videos sehen. Das kann insbesondere beim Streaming von Spielen der Fall sein, die eigentlich nicht jugendfrei sind – hier können junge NutzerInnen auf angstmachende, gewaltvolle oder sexualisierte Inhalte stoßen. Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch die 2021 neu eingeführte Twitch-Kategorie „Pools, Hot Tubs, and Beaches“, in der sich hauptsächlich Frauen leichtbekleidet vor der Kamera präsentieren.

Informieren Sie sich daher am besten schon im Vorfeld über jene Streams, die Ihr Kind anschauen möchte. Recherchieren Sie gegebenenfalls auch nach der Altersfreigabe der Spiele, die in den Streams gezeigt werden.

Kostenpflichtige Angebote

Auch wenn das Anschauen der Streams kostenlos ist: ZuschauerInnen haben die Möglichkeit, ihre Lieblingsstreams durch Abonnements und Bits bzw. Cheers – eine Art Spende – zu unterstützen. Im Live-Chat können die StreamerInnen direkt auf diese Unterstützung reagieren und sich bedanken. Diese persönliche Rückmeldung kann vor allem jüngere NutzerInnen dazu verleiten, mehr Geld als gewollt für den Support ihrer Lieblingskanäle auszugeben.

Überprüfen Sie, ob und welche Zahlungsmethoden Sie auf der „Twitch-Wallet“-Seite hinterlegt haben. Gegebenenfalls können Sie diese auch löschen, damit Ihr Kind nicht selbstständig Käufe tätigen kann. Um „Abo-Wettkämpfe“ zu vermeiden kann es zudem Sinn machen, den Abo-Status und Informationen über Abo-Abzeichen bzw. Geschenkabos zu verbergen. Diese Einstellungen können Sie unter „Sicherheit und Privatsphäre“ vornehmen.

Tipps für Eltern

  • Twitch gemeinsam entdecken.
    Um die Faszination hinter Twitch besser zu verstehen, probieren Sie es am besten selbst aus. Lassen Sie sich von Ihrem Kind seine Lieblingskanäle zeigen oder gehen Sie gemeinsam auf Entdeckungstour. So lernen Sie auch, mögliche Risiken besser einzuschätzen. Besonders bei jüngeren NutzerInnen ist es sinnvoll, diese bei der Nutzung von Twitch aktiv zu begleiten. Schauen sie sich die Videos nicht nur zusammen mit Ihrem Kind an, sondern sprechen sie auch darüber!
  • Regeln vereinbaren.
    Sprechen Sie mit Kind über mögliche Gefahren bei der Nutzung von Twitch und legen Sie gemeinsam Regeln fest. Wenn Ihr Kind selbst auf Twitch streamen möchte, sensibilisieren Sie es für den Umgang mit persönlichen Daten: Private Informationen haben in den Videos nichts verloren – z. B. solche, die Rückschlüsse auf Wohnort oder Schule möglich machen. Vereinbaren Sie auch, dass sich Ihr Kind nicht zu freizügig vor der Kamera zeigen darf.
  • Persönlichkeitsrechte wahren.
    Wenn Ihr Kind selbst zum Streamer oder zur Streamerin werden möchte, muss es darauf achten, keine Urheberrechte zu verletzen und das Recht am eigenen Bild zu beachten. Das gilt insbesondere für die inzwischen sehr beliebten IRL-Streamings, bei denen sich die StreamerInnen von ihrer privaten Seite zeigen und ihr Publikum mit „ins echte Leben“ („in Real Life“) nehmen. Sind in solchen Live-Videos, die oft unterwegs und improvisiert entstehen, auch andere Personen zu sehen, sollte man diese vor der Veröffentlichung unbedingt um Erlaubnis fragen.
  • Sicherheitseinstellungen nutzen.
    Aufklärung ist wichtig – es gibt aber auch eine Reihe technischer Einstellungen, die hilfreich sein können. Machen sie sich daher mit den Sicherheitseinstellungen von Twitch vertraut. Gehen Sie diese Einstellungen auch gemeinsam mit Ihrem Kind durch und besprechen Sie, warum die Themen Datenschutz und Privatsphäre wichtig sind. Wenn Ihr Kind selbst streamen möchte, sollten Sie sich auch gemeinsam mit dem sogenannten „Creator Dashboard“ auseinandersetzen: Dort können StreamerInnen ihre Kanäle verwalten und unter anderem unangemessene Chat-Nachrichten filtern.